Sonntag, 31. Oktober 2010

Die Superdemokrat_innen

Hier kommt ein Bloggtipp, der etwas Licht in Herz und Verstand bringt: Und zwar Los Superdemokratikos. Darin schreiben lateinamerikanische und deutsche Autor_innen über Geschichte, Körper, Bürger und Globalisierung - live von der Frankfurter Buchmesse, deren Gastland Argentinien war.

In ihren eigenen Worten:

20 lateinamerikanische und deutsche Autoren unter 40 Jahren in 12 Ländern erzählen vom 11. Juni bis 11. Oktober im zweisprachigen literarischen Blog www.superdemokraticos.com von ihren alltäglichen Erfahrungen als Bürger in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Deutschland, Guatemala, Israel, Kuba, Mexiko, Peru, Uruguay, Venezuela und den Vereinigten Staaten. Sie schreiben kurze Online-Essays zu vier verschiedenen Themen: dem persönlichen und regionalen Bezug zu Geschichte, zum Körperverständnis, zur Möglichkeit der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und zur alltäglichen Begegnung mit der Globalisierung.

Alle Texte werden ins Deutsche übersetzt, die Diskussionen werden wöchentlich auf Spanisch und Deutsch zusammengefasst. So entstehen keine soziologischen Artikel sondern literarische Annäherungen an demokratische Prozesse, die für Leser leicht zugänglich sind.

Eine kleine, aber feine Auswahl zu Gender- und Queer Themen findet sich darauf auch: Speziell zu empfehlen ist etwa der Beitrag von Lizabel Mónica über Kuba, die "Insel ohne Geschlecht". Darin sinniert sie über die Frage, "Was würdest du gerne sein, ein Mann oder eine Frau?". Oder der Post von Rery Maldonado über Körper, die aus Fleisch und Knochen sind - oder aber auch zu Cyborgs werden können...


Es gibt einiges zu entdecken. Hier.



Dienstag, 26. Oktober 2010

"Chambres d'echo" - Einblick in ein feministisches Symposium von 1990


Im lauschigen Les Complices*, nahe der Zürcher Langstrasse, gibt es momentan und noch bis zum sechsten November Archivmaterial und Bezugnahmen auf das Symposium "Wissenschaft, Kunst und alles andere" zu sehen. 12 Feministinnen luden 1990 zu dieser viertägigen Veranstaltung in Basel. Vielseitige Beiträge aus der bildenden Kunst, Literatur, Musik, Wissenschaft und Politik liessen wilde und spannende Diskussionen entstehen, die auch mal aus dem Ruder liefen und die Zuhörerinnen zu vielsagenden Reaktionen veranlassten. Auf dem Podium gabs viele interessante Begegnungen; vereint zu sehen waren etwa Friederike Mayröcker, Ursula Koch und Elisabeth Michel-Alder, Katharina Rutschky und Patricia Jünger und nicht zuletzt die jungen "Reines Prochaines" mit einem musikalischen Intermezzo.
Im Sinne einer weiteren Reflektion wurden darüber hinaus im Rahmen der Ausstellung und insbesondere der Veranstaltungen einige der Teilnehmerinnen des Symposiums von 1990 und eine Reihe weitere Gäste eingeladen, in offen angelegter Form Bezüge zu dem im Archiv versammelten Material herzustellen. Genau 20 Jahre später wollen diese Bezugnahmen die Themen, Anliegen und Formate des Symposiums reflektieren und nach den Bewegungen und Verschiebungen innerhalb dieses zeitlichen Horizonts fragen.

Anwandstrasse 9, Zürich, Do bis Sa, 14 bis 18 Uhr, www.lescomplices.ch

Montag, 25. Oktober 2010

Presseschau zum Antifeminismus-Treffen


Am 22. Oktober haben rund 50 Personen die Bauwand / Bauabsperrung gegenüber der Sihlpost in Zürich grossflächig mit Bildern, Symbolen und Texten beklebt. Weitere Bilder zur Wandbildaktion findet ihr hier.


Bild: PD, via Tages-Anzeiger

Die Aktion, die bei indymedia bis hin zu 20 Minuten kommentiert wurde, richtet sich gegen das geplante „Antifeminismus-Treffen“ vom kommenden Samstag.

Gleichzeitig ruft ein „Bündnis gegen das Antifeminismus-Treffen“ in Flugblättern zu einer Kundgebung gegen das Treffen auf – und zwar am Samstag, 30.10.10, 11 Uhr, Uitikon Dorfplatz, berichtet der Tages-Anzeiger.

Und weiter steht dort:
In einem anonymen Begleitschreiben wird davor gewarnt, den Kongress als Kuriosität abzutun. Die Veranstaltung sei Teil eines grossräumigen ideologischen Angriffs auf die feministischen Errungenschaften. Das passe bestens ins derzeitige politische Hetzklima gegen Migranten, «Sozialschmarotzer» und Muslime. Das Bündnis will in Uitikon gegen die besonders «ekligen Formen der patriarchalen Geschlechterideologie» antreten.
[…]
In der Wortwahl gegen die Frauenbewegung war vor allem das 43-jährige Vorstandsmitglied René Kuhn in der Vergangenheit nicht zimperlich. Er bezeichnete Feministinnen als «zerlumpte Vogelscheuchen» und als «Gruselkabinett». Mit solchen Äusserungen hat er sich auch bei der eigenen Partei unbeliebt gemacht. Im letzten Jahr hängte er deshalb seine politische Karriere an den Nagel. Angeeckt ist auch schon die IG Antifeminismus. Zum Beispiel beim Zürcher Restaurant Waid. Es weigerte sich, das Antifeminismus-Treffen durchzuführen. Probleme gab es auch mit der Zürcher Kantonalbank. Die hat es im September abgelehnt, mit der IG eine Geschäftsbeziehung einzugehen und für sie ein Bankkonto zu führen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Gekommen, um nicht bleiben zu dürfen?

Wir sagen 2x Nein zu populistischen, ausländer_innenfeindlichen Volksinitiativen und verschlimmbessernden Gegenentwürfen:




("Vor die Tür". Ein Film gegen die Ausschaffungsinitiative. Regisseur: Micha Lewinsky.)

Drum: ab an die Urne am 28. November (mit möglichst vielen Freund_innen und deren Stimmcouverts unter dem Arm)!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Feministisches Netzwerktreffen 2010

„Sie kam und blieb“ lädt ein zum feministischen Netzwerktreffen

Feminismus war gestern? Finden wir nicht! Und doch ist sind feministische, kritische Stimmen in Zeiten, in denen der Sexismus sexy scheint, das Feminist_innen‐Bashing an der Tagesordnung ist, und Sexismus sich in immer neueren (globalisierten, virtuellen) Formen zeigt, herausgefordert: Was heisst Feminismus heute? Wie können wir uns besser vernetzen? Wie können wir dem gesellschaftlichen Wandel gerecht werden und gleichzeitg für unsere Anliegen weiterkämpfen? Wie können wir reaktionären Kräften Einhalt gebieten? Was heisst Solidarität Feministinnen? Wie steht es um den Feminismus in der linken Szene? Und wie würde ein Feminismus heute aussehen, der andere Unterdrückungsarten, wie Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Lookism etc. mit berücksichtigt?

Um diese und andere Fragen zu beantworten haben wir ‐ ein feministisches Kollektiv aus dem Frauenraum der Reitschule Bern ‐ vor, ein gesamtschweizerisches erstes feministisches Treffen vorzubereiten, mit dem Ziel, ein Netzwerk aufzubauen!

Wir würden uns freuen, wenn Du/Ihr mithelft zu denken, planen, aktiv zu bleiben – und dem Feminismus in der Schweiz neues Leben einzuhauchen. Denn jetzt ist fertig gegrümschelet! Lasst uns gemeinsam den Feminismus aneignen und aktiv werden.

Drum kommt am 20. November 2010 in den Frauenraum der Reitschule nach Bern und denkt, diskutiert und festet mit uns!

Aus organisatorischen Gründen bitte anmelden unter: skub@gmx.ch

Feministische Grüsse
Sie kam und blieb


Montag, 11. Oktober 2010

Kommt raus, es wird besser!

Heute ist der internationale Coming Out Tag, ein Grund zu feiern! Oder doch nicht? Gewalttätige Ausschreitungen und heftige Strassenschlachten an der Gay Pride gestern in Belgrad oder eine Reihe von Selbstmorden unter schwulen, lesbischen, bi- oder transsexuellen Teenagern in den USA zeigen, dass manchmal Hoffnung von Nöten ist. Sehr viel sogar. Und drum sagen wir: Jetzt erst recht!

Das Video-Project „It gets better“ ist eines derjenigen Projekte, die das halten, was sie versprechen: Sie zeigen, dass es – ja, manchmal eben doch, zumindest für gewisse Leute – besser wird. Der YouTube-Channel sammelt Videos von Menschen, die anderen Mut machen – es sind Filme, die sich an junge Lesben, Schwule, Transgender und Bisexuelle richten und auf sehr persönliche Art und Weise zeigen, warum es aus ihrer Sicht besser werden kann.

Zum heutigen Tag gibt‘s deswegen hier den Beitrag von Simon und Gary…



… und hier den Beitrag von Jesse



PS: Und ja, wir sind auch kritisch solchen Projekten gegenüber und fragen uns, was, wenn es nicht besser wird? Was nützen diese Bezeugungen und sind das nicht vielmehr fromme Wünsche von privilegierten LGBTs? Einen spannenden Beitrag dazu findet ihr hier.


(Via Mächdenmannschaft)


Donnerstag, 7. Oktober 2010

Die Kantonalbank unter feministischer Kontrolle

Über neue Kuriositäten berichtet die Neue Luzerne Zeitung:

Mit seinen Sprüchen über "linke ausgelumpte Weiber" schockte der damalige Luzerner SVP-Grossstadtrat René Kuhn 2009 die Schweiz. Gestern geriet er erneut in die Schlagzeilen. "Kein Konto für Frauenhasser René Kuhn", titelte der "Blick". Was war geschehen? Die Zürcher Kantonalbank hatte ein Gesuch zur Eröffnung eines Kontos für Kuhns Interessengemeinschaft Antifeminismus abgelehnt - da die Bank für "Chancengleichheit und gegenseitigen Respekt" einstehe.

"Ich bin gar nicht involviert", sagte Kuhn unserer Zeitung auf Anfrage. "Für Konto-Fragen ist bei uns Präsident Urs Bleiker zuständig." Auf ihrer Website reagieren dann aber beide scharf: "Anscheinend ist die Zürcher Kantonalbank voll unter feministischer Kontrolle", heisst es dort.


Und weil's fast ein bisschen schön ist wollen wir euch den folgenden Hinweis aus dem Medienbericht der Reitschule nicht vorenthalten:


Auch das Restaurant Waid, das der Stadt Zürich gehört, wollte die
Antifeministen nicht. Es weigerte sich, das "1. Antifeminismus-Treffen" zu beherbergen. Die Frauenkritiker haben aber doch noch ein Lokal für den Anlass am 30. Oktober gefunden. Das Treffen findet im Giardino Verde in Uitikon ZH statt.


Nun denn. Auf dass das tropische Gewächshaus (!) diesen kuriosen Gestalten die nötige Wärme spendet.


Dienstag, 5. Oktober 2010

Philosophie für Frauen

Unter dem Titel „Ein Geschlecht – oder doch nur zwei?“ führt die Philosophin und Historikerin Tove Soiland ein Leseseminar für Frauen durch. Und das schöne ist: Es richtet sich explizit auch an Frauen, die bisher wenig oder keine Erfahrung im Umgang mit theoretischen Texten haben, aber daran interessiert sind, sich mit philosophischen Fragen auseinanderzusetzen!

An zehn Abenden wird von Novemnber 2010 bis im März 2011 über Luce Irigaray und das Denken der sexuellen Differenz gelesen und diskutiert.

Aus dem Ausschrebungstext:

Die französische Philosophin Luce Irigaray steht mit ihrem Denken der sexuellen Differenz unter Verdacht, einer (hetero-)normativen Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit das Wort zu reden. Während sich ihre Schriften im englischen und romanischen Sprachraum heute zunehmender Beliebtheit erfreuen, stehen bei uns geschlechtertheoretische Ansätze im Vordergrund, die eher auf die Überwindung der Zweigeschlechterordnung zielen.

Vor diesem Hintergrund versuchen wir im Leseseminar zu verstehen, was Irigaray mit ihrer auf den ersten Blick unverständlichen These meint, dass unsere Tradition bisher gerade über keinen Begriff der sexuellen Differenz verfügt. Was bedeutet dabei die ominöse Rede von der sprachlichen Konstruktion von Geschlecht? Und wie verhält sich dies zum Anliegen ihrer philosophischen Kontrahentin Judith Butler, die die Zweigeschlechtlichkeit lieber dekonstruiert sähe? Mit dem Streit zwischen den beiden Bestrebungen, der sexuellen Differenz erst einmal zum Dasein zu verhelfen resp. umgekehrt die Geschlechterdifferenz einer radikalen Kritik zu unterziehen, führt das Seminar in eine zentrale Debatte der gegenwärtigen feministischen Theorie ein.

Weitere Informationen und das Programm findest du hier.