Donnerstag, 27. Januar 2011

Frauen machen Demokratie

Dieses Jahr feiern wir ja 40 Jahre Frauenstimmrecht, 30 Jahre Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung, 20 Jahre Frauenstreiktag, 15 Jahre Gleichstellungsgesetz…

Nun geht es langsam los mit den Jubiläumsfestivitäten und Publikationen – und das Geschichtsträchtige Jahr 2011 beginnt, an Gestalt anzunehmen: U.a. mit einer „Kurzen Geschichte des Frauenstimmrechts in Quellen“, die von der Historikerin Elisabeth Joris und Renate Wegmüller herausgegeben wird:
In dieser Broschüre sind ausgewählte Zitate aus der Zeit von 1830 bis 1971 zusammen gestellt. Sie sollen dazu beitragen, die Geschichte des langen Kampfes um das Frauenstimm- und -wahlrecht im politischen Bewusstsein zu verankern. Wir dürfen nicht vergessen, dass erst die Kämpferinnen und Kämpfer für das Frauenstimmrecht die Schweiz zu dem gemacht haben, was sie immer zu sein behauptete, aber nicht war: eine echte Demokratie.
Die Broschüre erscheint am 3. Februar und kann beim Verlag bestellt werden!

«Stimmen, wählen und gewählt zu werden sei hinfort unsere Devise und unser Ziel», schrieb die Bündner Schriftstellerin und Historikerin Meta von Salis-Marschlins 1887. Es dauerte noch beinahe ein Jahrhundert, bis dieses Ziel erreicht wurde.

Na, wenn das kein Grund ist, mal wieder ein bisschen in die Geschichtsbücher zu schauen...

Montag, 24. Januar 2011

Wie kam es zu gender

Die Idee für diesen Beitrag ist zwar vom Piratenweib abgekupfert, dennoch wollen auch wir Euch auch hier nicht vorenthalten, wie unterhaltsam Statistik-Tools eines Blogges sein können. Die Wege von Google sind bekannterweise unergründlich und doch erstaunt es, durch welche Suchworte mensch auf unseren Blog gelangen kann (interessant auch, wonach die Menschen im Internet suchen).

Schön und beruhigend ist es, dass Ihr nach dem Sie kam und blieb blog sucht, Euch fragt, was Feminismus heute zu bieten hat und wie Ihr Euch feministisch engagieren könnt. Obwohl wir ähnlich viel wissen wie Wikipedia (über das) Schweizer Frauenstimm- und –wahlrecht, können wir Euch an dieser Stelle die Frage „wie kam es zu gender“ leider nicht abschliessend beantworten. Wir vermuten jedoch, dass „gender“ auf dem Mist von ein paar alten Weiber gewachsen ist, welche sich abends vor dem Kaminfeuer Sex-Lesben-Geschichten erzählten und der männlichen Ehre einen Streich spielen wollten. Also trafen sie sich mit der Sommaruga Lesbe im Sex-Treff 3013, diskutierten über Kampfhähne, romantische Ausgehtipps Zürich und die Kriterien der Sexiness. Sie beschlossen, ihrem Transvestitenleben ein Ende zu setzen und schon ist es passiert – es kam zu gender! Uns ist bewusst, dass das für viele Suchende ein verwirrendes Ereignis gewesen sein muss. Etwa ähnlich verwirrend, wie die Tatsache, dass einer einst auf www.schwarze sexi frauen.ch seine Ehefrau für Sex verleihen wollte, weil sie auf Couvert-Sex (…??) stand. Wir hoffen, er kam deswegen nicht ins Regionalgefängnis Bern oder wurde eine richtige Lesbe. Falls sich seine Frau von ihm mittlerweilen getrennt haben sollte, hätten wir sonst ein paar „Ausgehtipps mit Freundin“ (weil es ist ja schon anstrengender und v.a. sehr fest anders mit der Freundin auszugehen als mit ohne). Apropos: Ist eigentlich das Barbie antifeministisch?

Viel Spass beim googlen und finden,
Euer feministisches Kollektiv Bern

PS: das Fazit zum Neoliberalismus in unserer Gesellschaft ziehen wir dann gerne, wenn der Neoliberalismus Geschichte ist.

Samstag, 22. Januar 2011

Wenn Mädchen erwachsen werden...

...geben sie manchmal plötzlich andere Töne von sich.

Die ehemalige Lucilectric, nun unterwegs mit Übermutter:

Donnerstag, 20. Januar 2011

Entscheiden die Frauen über die Annahme der Waffeninitiative?

Die Antirassismus-Strafnorm, über die wir 1995 abgestimmt haben, wurde – so jedenfalls meint es das Forschungsinstitut gfs – nur dank den Frauenstimmen angenommen. Und weiter:
Es (das gfs, Anmerkung der Redaktion) kommt zum Schluss, dass seit der Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 bei mindestens zehn eidgenössische Vorlagen die Stimmen der Frauen den entscheidenden Unterschied ausmachten. Umgekehrt gaben bei mindestens elf Vorlagen die Männer den Ausschlag. (Tagi)
Aha. Frauen haben also auch (institutionelle) Macht.

Nun meinen einige Politolog_innen, dass es auch die Frauen sein könnten, welche der Waffeninitiative zum Durchbruch verhelfen könnten.

Und die Moral der Geschicht‘? Wenn du eine Frau bist und diesen Eintrag liest: Fülle jetzt das Couvert aus und schicke es ab! Wir hoffen nämlich, Leserinnen zu haben, die wissen, was sie tun. Und wenn du ein anderes Geschlecht hast, machst du am besten das gleiche. Und wenn du nicht weisst, was genau auf den Zettel soll, empfehlen wir das:




Montag, 17. Januar 2011

Living Dolls. Warum Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen.





Living Dolls. Warum Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen.
Buchpräsentation mit der Autorin Natasha Walter

17.2.2011, 20h, Frauenraum der Reitschule Bern



Sie kam und blieb freut sich ausserordentlich und lädt ein zur Buchpräsentation mit der Autorin Natasha Walter im Frauenraum der Reitschule Bern!

In Englisch, Übersetzung bei Bedarf. Im Anschluss Barbetrieb und Raum für Diskussionen - open to all genders

Wenn sich eine 18-Jährige statt einer Weltreise eine Brustvergrößerung wünscht, scheint etwas falsch gelaufen zu sein mit der Emanzipation. Die britische Publizistin Natasha Walter hat junge Frauen ...nach ihrem Selbstverständnis befragt. Die Antworten sind erschreckend. Zwar glauben die meisten Frauen, sie hätten ihr Leben und ihre Sexualität selbstbestimmt im Griff, in Wirklichkeit aber reduzieren sie sich selbst immer mehr auf ihr Äußeres und sehen allein ihre Attraktivität als Schlüssel zum persönlichen Erfolg. Auf dieses Lolita-Schema werden die Mädchen schon in frühen Jahren festgelegt. Es gibt fast nur noch rosa Spielzeug für kleine Mädchen, süße »Prinzessinnen« tragen Miniröcke, hochhackige Schuhe und Lippenstift und junge intelligente Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten lassen sich in Casting Shows öffentlich demütigen.

Natasha Walter wurde 1967 in London geboren. Nach ihrem Studium in Cambridge und Harvard arbeitet sie als Journalistin für Vogue, The Observer, The Independent, The Guardian sowie für die BBC. Mit diesem Buch revidiert sie die Thesen aus ihrem ersten Buch ›The New Feminism‹ (1998), in dem sie verkündete, dass Sexismus für
die Frauenbewegung kein Thema mehr sei. Heute ist sie eine der renommiertesten und bekanntesten Feministinnen Großbritanniens.

»Was am heutigen Sexismus irritiert und ihn womöglich als solchen unkenntlich macht, ist die Bereitwilligkeit, mit der sich viele Frauen daran beteiligen. Genau diese Entscheidungsfreiheit bezweifelt Natasha Walter.« Frankfurter Allgemeine Zeitung


Herzlich Willkommen!


Wir empören uns!

Der 1917 in Berlin geborene Stéphane Hessel war Student Jean-Paul Startes, während des Zweiten Weltkrieges Teil der „France libre“ (eine Widerstandstruppe, die gegen den deutschen Nationalsozialismus und das französische Vichy-Regime kämpfte), wurde 1944 von der Gestapo in Frankreich verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Nach dem Krieg arbeitete er bei der UNO und verschiedenen französischen Botschaften.

Nun (also eigentlich war es im Oktober 2010 – aber jetzt boomt die Diskussion halt grad so schön) hat der ehemalige (und in gewisser weise auch heutige) Widerstandskämpfer in einem knapp 30 Seitigen Heftchen, das geschrieben, was wir wohl hören müssen – und auch gerne hören: "Indignez-vous!“ - "Empört euch"! Ein Plädoyer wider die Resignation und für Engagement und Militanz. Aber: "Die Empörung ist notwendig, aber nicht ausreichend. Die Gefahr ist die, dass sich die Individuen zwar entrüsten, dann aber sich abkapseln."

Als „weiser Vater“, so scheint es, kommt er daher, weniger ein politischen Programm ausarbeitend, als vielmehr sich in seiner eignenen – und der europäischen – Geschichte situierend. Als Geist des Widerstandes, einer Generation, die sich (noch) zu Wort melden kann und nachfolgenden Generationen weise zu Rate steht meldet sich der 93-jährige, der sich seinerseits etwa über die „Diktatur der internationalen Finanzmärkte“ empört, zu Wort – und das ist ja auch sehr gut so (Achtung, le film, c’est Français):



Und weiter meint Hessel: "Ich wünsche allen, jedem und jeder unter euch, dass ihr ein Motiv zur Empörung habt. Das ist wertvoll. Denn wenn man sich über etwas empören kann, wie das bei mir mit dem Nationalsozialismus der Fall war, dann wird man militant, stark und engagiert."

Empören wir uns also! Gründe zur Empörung gibt's eh genug! Einer davon: Dieses Büchlein wühlt Frankreich auf, indem es zum Kampf gegen Ungerechtigkeit aufruft während in Deutschland ein polemisches Buch der Menschenfeindlichkeit zum Bestseller wird. Empörend, ist das, jawoll.


Mittwoch, 12. Januar 2011

Knapp vorbei ist auch daneben

Die Brasilianerin Marta setzte sich am Montag gegen ihre Mit-Fussballerinnen Birgit Prinz und Fatmire Bajramaj aus Deutschland als Fifa „Weltfussballerin des Jahres“ durch. Und dies nicht weniger als zum fünften Mal in Folge. Anstelle die sportlichen Tätigkeiten und die Errungenschaften dieser Frauen zu würdigen, fiel dem Blick nichts besseres ein als das Bild von Marta und Birgit Prinz zu kommentieren mit einem völlig lächerlichen "Die Besten aber nicht die Schönsten".



Hallo? (Und nein, der Artikel (also, die 5 1/2 Sätze) zum Bild liefert auch keine Erklärung für diese komplett absurde Bildunterschrift). Hm, hat der Autor womöglich einfach Angst vor den Oberarmmuskeln von Frau Marta? Oder der Treffsicherheit von Frau Prinz? Schliesslich steht nichts weniger als die Männerbastion Tschutten auf dem Spiel...

Nun denn, wie dem auch sei: Wer sich für Fussball interessiert, findet auf der Fifa-Seite die portlichen Leistungen von Marta, Birgit Prinz und Fatmire Bajramaj.

Herzlichen Glückwunsch!


Bildquelle: Blick, 11.1.2011


Dienstag, 11. Januar 2011

Die Bloggerin des Jahres...


...steht noch nicht fest, aber du kannst sie wählen! Die Mädchenmannschaft hat wieder eine ausgezeichnete Auswahl getroffen!

Bis am 31.1. kannst du aus ihren Top Ten deine Favoritin wählen - diese Übersicht von DieStandard mag helfen! Wir garantieren: Ist nicht einfach. Und das ist gut so!

PS: Die Gewinnerin des letzten Jahres war übrigens die Selbermacherin Frau Liebe. Unbedingt anschauen!


Montag, 10. Januar 2011

„Mehr Stolz, ihr Frauen!“

Langsam aber sicher fassen wir Fuss im neuen Jahr und erwachen langsam aus unserem Winterschlaf... Versprochen! Und weil wir hoffen, dass es ein schönes Jahr wird, beginnen wir auch gerade mit etwas schönem: 2011 ist nämlich das Hedwig Dohm Jahr.
„Hedwig wer?“ mögen sich einige fragen – und dies ganz zu (Un-)recht. Einerseits ist es ein grosses Versäumnis die 1831 geborene Feministin, die mit spitzer Feder gegen das Patriarchat schrieb, nicht zu kennen – andererseits ist sie gerade eine jener historischen Frauenfiguren, die allzu oft in Vergessenheit geraten sind.
Die Sitte zwängt die Frauen in ein geistiges Modecostüm. Sie muss die einmal acceptirten Attribute ihres Geschlechts zur Schau stellen, ob die Natur sie damit ausgerüstet hat oder nicht. „Scheine“, ruft die Gesellschaft ihr zu, „wie du bist, ist gleichgültig“. Und so krümmt und verzerrt die Frau, dieser arme moralische Clown, ihre Seele nach Möglichkeit. (Dohm 1876)
So beschrieb Hedwig Dohm 19876 (!) die Situation der Frauen. Ab 1872, relativ spät, nämlich mit 41 Jahren, trat sie publizistisch für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein, allerdings ohne sich direkt in der Frauenbewegung zu engagieren. Dohm sah die Frauenbewegung als eine „ehrbare, bescheidene Bewegung“, in der eine „Menschenklasse“ „um ihre Existenz wie um Almosen bettelt.

„Für mich liegt der Anfang alles wahrhaften Fortschritts auf dem Gebiet der Frauenfrage im Stimmrecht der Frauen“ schrieb sie 1873. Ihre ersten feministischen Werke („Was die Pastoren von den Frauen denken“ (1872), „Die wissenschaftliche Emancipation der Frau“ (1874) und „Der Frauen Natur und Recht“ (1876)) fanden jedoch kaum Beachtung und wenn, dann wurden sie scharf kritisiert. Vor Allem die Resonanz zu den politischen Forderungen nach mehr politischen Partizipationsrechten für Frauen (etwa die Forderung des Frauenstimmrechts 1873), blieb auch in den Reihen der Frauenbewegung eher zurückhaltend.

Nun wird also Dohm gefeiert. Auf der Projektseite findet ihr alles über die scharfsinnige Frau und ihre Werke. Ausserdem sehr zu empfehlen: Viele ihrer Werke sind online – wow! Und zwar hier. (Insidertipp: Unbedingt „Die Antifeministen“ lesen – ev. erkennt ihr ja jemanden ;-)!?

Es gibt viele Gründe Dohms Beiträge zu lesen – ihr trockener Humor und ihr analytischer Scharfsinn machen jeden verlümmelten Abend wett. Aber v.a.: Lasst euch inspirieren – was gibt’s schöneres auf Anfang Jahr!?

Und das Schlusswort lassen wir, weil’s so schön passt (ja, (leider) auch 110 Jahre später), gerade ihr selber:
Mehr Stolz, ihr Frauen! Wie ist es nur möglich, dass ihr euch nicht aufbäumt gegen die Verachtung, die euch noch immer trifft. - Auch heute noch? Ja, auch heute noch. (...) Mehr Stolz, ihr Frauen! Der Stolze kann missfallen, aber man verachtet ihn nicht. Nur auf den Nacken, der sich beugt, tritt der Fuß des vermeintlichen Herrn. (Dohm, 1901)