Freitag, 31. Dezember 2010

Liebe Freund_innen

Wir sind bereit für 2011 - und wünschen euch auch schonmal alles Gute für die nächste Runde!

Merci fürs Lesen und Mitdiskutieren - wir freuen uns auf ein kreatives und politisches neues Jahr und melden uns bald wieder zurück!

PS: Und falls ihr noch auf der Suche nach der ultimativen Silvestersause seid, empfehlen wir dasdada.

Bild, wie könnte es anders sein, von Fräulein Zucker.


Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die neue Wut der Jugend

Wir weisen euch hiermit gerne auf einen spannende Themenabend hin, den ARTE im November ausgestrahlt hat – und auf den wir via RaGeo* aufmerksam geworden sind (merci!):
Seit Beginn dieses Jahrhunderts gab es mehr Bürgerunruhen als in den 60er Jahren. In Athen gingen Schüler und Studenten auf die Straße, in Kopenhagen die "Altermondialisten" und in der chinesischen Stadt Shenzhen die Arbeiter der Ricoh-Werke. Auf den ersten Blick haben diese Bewegungen nichts miteinander gemein. Außer: Sie werden alle von jungen Menschen getragen, die ihrer Unzufriedenheit über die Globalisierung Gehör verschaffen wollen. Die Dokumentation untersucht die Beweggründe der Protestierenden.
Griechenland, Frankreich, Dänemark, Brasilien oder China - überall auf der Welt regt sich entschiedener Widerstand. Hier der Zorn der Jugendlichen, dort die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, der Aufstand der vom System Ausgeschlossenen.
Nie zuvor war der Geist der Revolte so stark und so verbreitet. Allein im Jahr 2009 wurden weltweit 524 Aufstände gezählt, und fast ein Drittel davon fand in Europa statt. Alle Proteste werden von jungen Menschen getragen, die ihrem Unmut über die Globalisierung Luft machen wollen.

Die Dokumentarfilmer sind nach Griechenland, Dänemark und China gefahren - zu den jungen Akteuren, um mit ihnen über ihre Gründe für die Proteste zu reden. Aus ihrer Sicht schildern sie uns die Unruhen 2008 in Griechenland und 2007 in Kopenhagen sowie die Streiks in der "Weltfabrik China" in Suzhou und Shenzhen 2010. Sie reden über ihr Engagement und ihre Erwartungen und wie sie diese Welt, verändern wollen.
Soziologen aus Frankreich und anderen Ländern analysieren diese neuen Unruhen in den verschiedenen Gesellschaftssystemen. Diese kollektiven Wutausbrüche sind alle Ausdruck der Krise in den Zeiten der Globalisierung (Arte)

Und diesen Film von Samuel Luret & Damien Vercarmer (Frankreich 2010), den wir euch allerwärmstens empfehlen, findet ihr – das ist auch noch ein schönes Supplement – in vier Teilen hier:










*RaGeo ist, so auf http://rageo.twoday.net nachzulesen, eine Blog- Initiative zur Förderung und Verbreitung von kritischen, emanzipatorischen und progressiven Ansätzen innerhalb der wissenschaftlichen Disziplin Geographie. Weiter dient RaGeo als offene Plattform zur Bereitstellung kritischer Arbeiten, Ankündigungen von Veranstaltungen, Veröffentlichung von Diskussionsbeiträgen, aufschalten interessanter Artikel etc. Die Plattform soll den Austausch kritischer GeographInnen und interessierter Personen anderer verwandter Disziplinen vereinfachen und fördern. Explizit zu nennen ist, dass RaGeo keinerlei publizistische, wirtschaftliche oder sonst nicht genannte Interessen verfolgt.

Das gefällt uns!


Sonntag, 19. Dezember 2010

Lesbenchic goes Blogging

Wenn wir ehrlich sind: Wenn im Tagi kein Artikel dazu geschrieben worden wäre, wüssten wir wohl noch immer nichts davon. Nun denn – jetzt wissen wir’s: Es gibt, ihn, den Lesbenblog der Schweiz: Lesbian chic heisst er. Und weil das ja fast ein bisschen zu uns passt (ja, nur ein bisschen), haben wir uns den selbstverständlich angeschaut.

Um was geht’s denn genau?
Heutzutage geht man als Femme häufig unter – sei es in der Lesbenwelt à la “ach, du bist doch gar keine richtige Lesbe, schneid dir erst mal deine Haare ab” oder in der Heterowelt mit Kommentaren wie “du siehst gar nicht aus wie eine richtige Lesbe”. Ja, wir Femmes haben es nicht leicht, von beiden Seiten werden wir nicht richtig wahrgenommen und häufig belächelt. Da muss sich was ändern. Das dachten sich auch zwei junge Femmes und beschlossen, etwas von Femmes für Femmes zu schaffen. Entstanden ist “lesbian chic”, ein Blog von uns für alle Femmes da draussen und solche, die es noch werden wollen.
Also das mit Femme und Butch und so, das war – für diejenigen, die noch nicht so alt sind – die Einteilung von Lesben in eher männliche und eher weibliche Typen. Der Klassiker: Flanellhemd meets Lippenstift. Oder so ähnlich. Wie Wiki uns das zu erklären versucht findet ihr hier. Den realen Sinn dieser Zuschreibungen (neben der Normierung gemäss Hetero-Prinzipien) haben wir irgendwie nicht so ganz begriffen, offenbar ist das nach wie vor aktuell in Teilen der Gay-Szene. Oder eben auch nicht.

Die zwei Damen berichten jedenfalls u.a. über Musik, Dating, von Schampoos für Lesben (gell, interessant, wussten wir auch nicht) und Szenelokalen (mit wunderbaren Analyse, merci). Und obwohl gewisse Themen für unsereins ein mü unreflektiert daher kommen mögen, so dealen sie dennoch recht kreativ mit den Vorurteilen und Wahnvorstellungen, mit denen Lesben konfrontiert sind und liefern damit einen neuen Blick auf das Lesbenleben...

Übrigens, dort wo wir sind heisst’s: „alternativ, erfrischend anders und Flirtfaktor: hoch, falls du auf ‚andere, spannende’ Frauen stehst“. Das gefällt uns, merci!

Und wir bleiben erfrischend, anders – und spannend, notabene.


Freitag, 17. Dezember 2010

Fühlt ihr euch nun tatsächlich besser?

Die Woche ist fast durch, die Rappen schon bald fertig gezählt und „die Schweiz“ verteilt in Anbetracht der Weihnachtszeit gegen 4 Millionen Franken an arme Kinderlein irgendwo weit weg auf der Welt. Sämtliche Pseudo-Promis krochen aus ihren verstaubten Löcher, nutzten die Gelegenheit, endlich wiedermal in der Schweizer Illustrierte erscheinen zu dürfen und produzierten zum Himmel stinkende Lieder, die zynischer nicht sein könnten. Penetrante Radio-&TV-Journis basteln an ihrem Heldentum (Yeah-ich-habe-1-Woche-im-Container-überlebt-und-mir-sogar-einen-Bart-wachsen-lassen-weil-mir-das-Schicksal-von-Kindersoldaten-so-wahnsinnig-nahe-geht), um sich den 40-Jahre-Vertrag bei der SRG zu sichern und die Swisscom markiert ihr „soziales Engagement“, indem sie uniformierte Mitarbeitende ebenfalls in einen Container sperrt.

Dass die ganze Geschichte primär ein riesiges Marketingspektakel ist, bei dem die armen Kinderlein v.a. als willkommenes Instrument dienen, hat W bereits schlau aufgezeigt. Was erstaunt, ist, wie unreflektiert eine grosse Masse an Menschen dieser Marketingmaschine völlig unreflektiert Aufwind gibt und sich dabei sogar besser zu fühlen scheint.

Wir fragen:
Ist es tatsächlich euer Ernst, dass ihr euch solidarisch fühlt, indem ihr…

…euch einen virtuellen Button auf euer virtuelles Facebook-Gesicht klebt?
…bei einer Ersteigerung von einem dekadentem Cüppli-Date mit Mister Schweiz zugunsten von hungernden Kindern mitmacht?
…in der Mittagspause schnell beim Bundesplatz vorbeigeht und ein 20er-Nötli den Schlitz runterlässt (und die Gelegenheit grad noch rasch nutzt, um mit dem I-Phone die bärtigen Radiohelden und deren C-Klasse-Superstar-Interviewpartner zu fötelen) und dabei die Obdachlosen, an denen ihr vorbeigeeilt seid, wie immer ignoriert (ist ja schon chli unangenehm, Menschen, denen es elend geht, direkt gegenüber zu stehen, dann lieber ein 20er-Nötli für die armen Kinderlein weit weg, deren traurigen Blick ich wegklicken kann, wenn ich grad keine Lust hab)?

Wer von euch hat sich schon mal überlegt, dass das Negerkindlein, dass ihr mit eurem Schlitz-20er-Nötli zu unterstützen meint, schon morgen bei uns in der Schweiz in einem Asyldurchgangsheim anklopfen könnte? Bringt ihr denn dem – getrieben von eurem Solidaritätsgefühl – auch in der Mittagspause rasch ein 20-er-Nötli in den Container?

„Sex, Lies und Geheimdokumente“?!

Geht’s nun um die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten, die „Demokratisierung“ des Internets, den „gläsernen Staat“ oder um Vergewaltigung und den Umgang mit Vergewaltigungsvorwürfen? Alles sehr wirr, irgendwie – und diese Verwirrung können wir hier leider auch nicht lösen. Was wir aber können, ist euch einige Infos zum selber weiter denken geben. Sehr hilfreich ist z.B. Elke Wittich auf Jungle World, welche unter dem Titel „Sex, Lügen und Geheimdokumente“ die Verwirrung aufzudröseln versucht:
Es ist ein Gemisch aus Halbwahrheiten, Spekulationen und Verschwörungstheorien, das derzeit über den bereits im August von der schwedischen Staatsanwaltschaft erlassenen Haftbefehl gegen Assange kursiert. Dass er am Ende wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung von Interpol gesucht wurde und nicht wegen der vielen veröffentlichten Geheimdokumente, wollen vor allem viele Internet-Aktivisten nicht glauben.
Die Fans des Whistleblowers, der nach der Veröffentlichung der Berichte aus den US-Botschaften zu einer Art Weltstar geworden ist, sind unermüdlich damit beschäftigt, Beweise für die Unschuld ihres Idols zu suchen. Und so können selbst obskure schwedische Maskulisten-Blogs oder Verschwörungstheoretiker-Foren massenhaft mit internationalen Besuchern rechnen, ¬solange die Einträge über bösartige Feministinnen oder finstere Mächte, die Schweden regieren, in Englisch gehalten sind. Selbst in winzigsten deutschen Blogs findet man mittlerweile flammende Anklagen gegen das schwedische Rechtssystem, das langjährige Gefängnisstrafen für ungeschützten Geschlechtsverkehr vorsehe sowie detaillierte Erläuterungen der schwedischen Gesetze.

Intelligentes zu Wikilieaks hat in diesem Zusammenhang auch Anne Roth zusammengestellt: Einen Radiobeitrag über die Diskussionen um die „Abschaffung des Rechtsstaates“, einen Beitrag über das „Symposium about Wikileaks and Internet Freedom“ und die – thematisch gänzlich anders gelagerten aber trotzdem im selben Atemzug ganennten und heiss diskutierten – Vergewaltigungsvorwürfe gegen Herr Assange.

Mit diesen befasst sich ebenfalls Antje Schrupp resp. sie schreibt über Julian Assange und die wild gewordenen Feministinnen und die Vergewaltigungsvorwürfe, die ihrer Ansicht nach „(…) weniger mit Feminismus zu tun (haben) als mit dem schwedischen Staatsverständnis und mit der dortigen Vorstellung, dass alles, was eine Gesellschaft kulturell und moralisch für richtig oder falsch hält, von Staats wegen durchgesetzt gehört. Während man in Deutschland „dem Staat“ gegenüber, aus historischen Gründen, im Allgemeinen eher skeptisch eingestellt ist, sehen die meisten Schwedinnen und Schweden den Staat positiv: nicht als Gegenpart zum „Bürger“, sondern als legitimen verlängerten Arm ihrer selbst.“ Das Piratenweib spricht gar von pubertären Fans, die ihren Pseudohelden gefunden hätten - aber was heisst das genau?

DieStandard meint:
Wird ein Prominenter der sexuellen Nötigung beschuldigt, folgt die Hetzkampagne auf dem Fuß - Diesmal gegen ein ganzes Land und sein Sexualstrafrecht. Das Gesetz in Schweden geht zu streng gegen Sexualstraftaten vor. Jedenfalls scheint das ein Resümee zu sein, das vielerorts aus den aktuellen Ereignissen rund um Wikileaks-Gründer Julian Assange gezogen wird. Dieser wurde von zwei Frauen der sexuellen Nötigung beschuldigt, was sich eben in Schweden ereignet haben soll. Es ist beängstigend, mit wie viel Spott und Hohn über die strafrechtliche Verfolgung von Sexualdelikten geurteilt wird. Das Credo lautet: Vorsichtshalber wird diffamiert. Üblicherweise sind es einzelne Frauen, die prophylaktisch lächerlich gemacht werden, im Fall der Vorwürfe gegen Julian Assange machte man sich auch gleich über ein Land und sein Sexualstrafrecht lustig, ohne genaueres zu wissen oder wissen zu wollen.
Eine Gruppe, die zum besagten "Spott und Hohn" (und damit der Verharmlosung sexueller Gewalt) beiträgt ist die IG Antifeminismus, sie schreibt:
Die Klage gegen Julian Assange ist für eine Klägerin, Anna Ardin, nicht die erste Klage wegen sexueller Belästigung. Nach einem Vortrag über Gleichstellung an der Universität Uppsala soll ein Student ihr eine SMS geschickt haben. Ardin sah darin eine «typische männliche Technik», um sie sexuell herabzusetzen – und zeigte ihn an. Obwohl er sich daraufhin entschuldigte, zog sie die Klage nicht zurück. Nicht Wikileaks-Gründer Assange gehört hinter Gitter, sondern solche Männerhasserinen, welche die Justiz beschäftigen.
Je mehr wir recherchierten, desto Grausligeres fanden wir... Schockierend waren aber nicht nur die wirren Maskulistenseiten (die sich nun nicht mehr lediglich mit Kachelmann solidarisieren können, sondern auch mit Herrn Assange - und zwar unabhänig der Tatsache, dass "die Wahrheit" kaum herauszufinden ist) sondern z.B. auch "20 Minuten - sie bezeichnen die Anschuldigungen gegenüber Assange schlicht und einfach als "Zickenkrieg".

Um nicht ganz den Mut zu verlieren empfehlen wir schliesslich wärmstens den Text von Naomi Wolf. Denn sie schreibt klipp und klar über die doppelten Standards, mit welchen Grossbritannien und die USA im "Vergwaltigungsfall Assange" zu hantieren scheinen. Unbedingt lesen!
Anyone who works in supporting women who have been raped knows from this grossly disproportionate response that Britain and Sweden, surely under pressure from the US, are cynically using the serious issue of rape as a fig leaf to cover the shameful issue of mafioso-like global collusion in silencing dissent. That is not the State embracing feminism. That is the State pimping feminism.


Bildquelle (Joe Raedle/Getty Images)


Donnerstag, 16. Dezember 2010

Kundgebung gegen häusliche und strukturelle Gewalt

Die Stiftung Frauenhaus Zürich organsiert morgen eine Kundgebung in Zürich: Sie möchten damit S.S. gedenken, die am 6. Dezember von ihrem Ex-Partner ermordet wurde und allen anderen Frauen und Kinder/Jugendlichen, die Opfer von häuslicher oder öffentlicher Gewalt wurden.

Jährlich sterben in der Schweiz durchschnittlich 24 Frauen und Jugendliche durch ihr Ehemänner, Partner, Väter oder andere Verwandte und Bekannte. Wegen Häuslicher Gewalt rückt die Stadtpolizei täglich im durchschnitt 5x aus!

Die Stiftung Frauenhaus Zürich, die Opferberatungsstellen, Frauenhäuser und weitere unterstützende Organisationen und Menschen fordern deswegen:
• mehr Ressourcen für Frauenhäuser, Beratungsstellen, Polizei und anderen unterstützenden Stellen für alle Opfer von Gewaltdelikten im familiären Kontext,
• endlich genügend Gelder für die Präventionsarbeit,
• die Anwendung des Art. 50 des AuG für einen unabhängigen Aufenthaltstatus für Migrantinnen mit „Verbleib beim Ehemann“: Bei Häuslicher Gewalt liegen „wichtige persönliche Gründe für einen Verbleib in der Schweiz“ vor – auch im Kanton Zürich!

Kundgebung am Freitag, 17.12.2010: Besammlung am Helvetiaplatz um 17.30 Uhr; Schlussversammlung am Bürkliplatz ca. 19.00 Uhr


Dienstag, 14. Dezember 2010

Hide and Seek - Ende des Versteckspiels?!

In der „Smithsonian’s National Portrait Gallery in Washington D.C.“ kann bis im Februar eine Ausstellung besichtigt werden – eine Ausstellung, die konservative Kräfte beunruhigt: Politiker_innen forderten jedenfalls eine Überprüfung der Museumsstiftung. Und warum? Das Museum zeigt Kunstwerke von ausschliesslich homosexuellen Künstler_innen: Etwa ein 1975 entstanenden Porträt von Susan Sonntag (by Peter Hujar, Bild links) oder eine Fotografie von Annie Leibovitz aus dem Jahr 1997 (Bild unten) und selbstverständlich anderen, weniger bekannten Kunstschaffenden.


Hide/Seek heisst die Ausstellung – aber bedeutet das tatsächlich das Ende des Versteckspiels?


Dass die sexuelle Ausrichtung dieser Künstler bisher kein Thema war, kann man auch positiv sehen: Es war in der Rezeption ihrer Werke bisher schlicht egal, ob sie schwul waren oder nicht. Für die Ausstellungsmacher ist dies allerdings nicht Ausdruck von Toleranz, sondern von einem verkrampften Umgang mit dem Thema.(Tages-Anzeiger)


Ein 1987 entstandene Video des Künstlers David Wojnarowicz, das Aids thematisiert, wurde nach Protesten entfernt (Musik übrigens von Diamanda Callas) (Achtung: Ist nix für Zartbesaitete – aber das unangenehme Störende ist wohl weniger auf die Form als den Inhalt zurückzuführen…) Den Film findet ihr hier (Nr. 2 auf der Bildstrecke).


Freitag, 10. Dezember 2010

dafne sucht dich!

Sie kam und blieb empfiehlt unsere Freundinnen aus Bern:

Feminismus ist spannend! Hast du Lust, zu diskutieren? Feministische
Inputs, Alternativen und Utopien zu entwickeln und den herrschenden
Verhältnissen auf lustvolle Weise entgegenzusetzen? Mit uns neue
Aktionen auszuhecken?

Wir Frauen von dafne (das feministische Netz in Bern) suchen weitere
Frauen, welche sich feministisch engagieren möchten. Wer ist dafne?
Vor 15 Jahren haben wir uns als feministische Antifa (Fantifa)
zusammengetan, um dem Sexismus in linken Strukturen etwas entgegen zu
setzen. Während der Jahre haben wir unseren Aktionsradius geöffnet.
Wir haben mit Mahnwachen auf Vergewaltigungen im öffentlichen Raum
reagiert, Aktionen gemacht gegen die ausbeuterische Modeindustrie,
Podien zu Prostitution und Migrantinnen im Sexgewerbe veranstaltet,
als neu gegründete dafne eine Safer-Sex-Kampagne geführt, den goldenen
Phallus gegen sexistische Werbung verliehen, mit einem feministischen
Leiterlispiel gegen das patriarchal-kapitalistische System angespielt
und im letzten Juni unsere Heldinnen mit einer rauschenden Emanzengala
gefeiert.

Neugierig geworden? Hast du Fragen? Möchtest du mehr wissen?


Dann komm doch am Samstag, 11. Dezember 2010 um 17h zu einem ersten
Treffen im Punkt 12 an der Lorrainestrasse 1, 3013 Bern.

Dafne freut sich auf dein Kommen! Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Falls du Fragen hast, melde dich doch unter
frauen@gmx.ch.
Herzlich
Deine dafne


Mittwoch, 8. Dezember 2010

"Frauenmehrheit im Bundesrat? Kein Problem!"

Dass das politische Klima im Bundeshaus seit längerem seltsame Züge angenommen hat und dass es im Trend liegt, auf einzelne Personen zu schiessen, um vor der eigenen Orientierungslosigkeit und Überforderung abzulenken, ist nicht neu auf der politischen Bühne. Dass im Vorfeld von Wahlen das ganze Spielchen für die Parlamentarier_innen und die Medien noch mehr Spass macht, liegt auch auf der Hand. Leider ist es wohl wiedereinmal kein Zufall, dass die Person, an der momentan ein Exempel statuiert wird, eine Frau ist.

Frau BR Calmy-Rey wurde heute mit dem "schlechtesten Resultat der Geschichte" zur Bundespräsidentin gewählt. Dies, weil ihr die Geschäftsprüfungs-Kommission vorwirft, ihre Kompetenzen in der Lybien-Affäre überschritten zu haben. Hat sie wohl auch, war nicht gut. Wahrscheinlich haben sich alle, deren Departement von der absurden Geschichte tangiert war, nicht korrekt verhalten. War auch nicht gut. Doch hat irgend eine Fraktion, geschweige denn diese Parlamentarier_innen, die jetzt am lautesten bellen, damals ein Patentrezept zur Hand gehabt, wie mit einem völlig abgedrehten Diktator am schlausten umzugehen ist? Man kann von Frau Calmy-Rey verschiedenes halten und es ist notwendig, dass die Regierung und ihr Handeln kritisch beobachtet wird. Verletzung des Amtsgeheimnisses: nicht lustig. Aber auch nichts neues, scheinen viele schon hinter sich zu haben. Sehr laut erscheint nun aber der Aufschrei rund um Calmy-Rey. Laut der Berichterstattung in den Medien über den GPK-Bericht, waren sich die verschiedenen Akteur_innen einig, dass neben dem Fehlverhalten von Calmy-Rey und Merz das Problem vor allem im Gesamtbundesrat liege. Dass nun das Parlament - deren Exponent_innen noch vor wenigen Wochen unisono rausplapperten, eine Frauenmehrheit im Bundesrat sei überhaupt kein Problem und die Zeit sei reif dafür - es nun nötig hat, eine derartige Abrechnung zu inszenieren scheint für sich zu sprechen.

Es ist wohl einfacher, eine kleine Kompetenzüberschreitung als Anlass zu nehmen, eine Frau aus der Regierung zu mobben, als offen dazu zu stehen, dass zu viele Frauen in der Regierung halt schon ein wenig problematisch sind.

Montag, 6. Dezember 2010

Für was sucht der Bauer eine Frau?

Im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ wird in Österreich Gewalt auf dem Hof thematisiert – und zwar in ihren unterschiedlichen Ausprägungen:

Ist die Bäuerin Mitbesitzerin des Hofes? Ist sie Betriebsleiterin? Kann sie (mit-)entscheiden wofür das Geld eingesetzt wird – und hat sie überhaupt Zugang dazu? Wer vertritt den Betrieb gegen Aussen? Und ist sie die Alleinverantwortliche für Haus- und Kinderbetreuung (neben der Hofarbeit)?

Das sind Fragen, mit denen sich ein Film des Videoprojektes "Klappe auf!" auseinandersetzt - eine Aktion im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Österreich 2010.

Den Film findet ihr hier.

Maria Vogt, Mitglied im Österreichischen BäuerInnenvereinigung-Frauenarbeitskreis meint dazu bei dieStandard:
Ökonomische Gewalt an Bäuerinnen ist im ländlichen Raum oftmals noch so normal, dass sie nicht als Gewalt erkannt wird. Bäuerinnen sind wie selbstverständlich für Haushalt, Kinder, Altenpflege und die Arbeit am Hof zuständig. (…) Mit etwas gutem Willen lässt sich aus ihrer Tätigkeit ein Anspruch auf Unterhalt und Taschengeld ableiten. Aber das reicht nicht! Wenn der Beruf der Bäuerin in Österreich Zukunft haben soll, braucht es dringend eine Diskussion der Geschlechterverhältnisse auf Bauernhöfen!


Und weiter ist dort zu lesen:
Der Frauenarbeitskreis der ÖBV-Via Campesina Austria / Österreichische Bergbauern und Bergbäuerinnen Vereinigung setzt sich seit 1989 mit der Rolle der Frauen in der Landwirtschaft auseinander und arbeitet zu emanzipatorischen Fragestellungen im ländlichen Raum.


Schön. Wäre ja auch was für die Schweiz.


Freitag, 3. Dezember 2010

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Lorbeeren für Helvetia?

Im Moment sicher nicht! Und auch früher sah's nicht unbedingt besser aus. Zumindest für gewisse Volksgruppen – unter anderem für die Frauen: Denn als eines der letzten Länder Europas führte die Schweiz das Frauenstimm- und wahlrecht ein; heute verfügt das Land (vorläufig zumindest) über eine weibliche Regierungsmehrheit.

Aber keine Angst, wir mögen grad nicht in Selbstmitleid untergehen, sondern versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Denn wie ihr wisst: Nächstes Jahr gibt’s einige Jubiläen zu feiern. Das wären: 40 (vierzig, das muss man sich fast schon auf der Zunge zergehen lassen) Frauenstimm- und wahlrecht (1971); 30 Jahre Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung (1981), 20 Jahre Frauenstreik (1991), 15 Jahre Gleichstellungsgesetz (1996).

Jaja. Ist nicht lange her. Eben nicht… Aber hat Helvetia ihre Sprintschuhe montiert und tatsächlich aufgeholt? Hat sich das politische Agendasetting durch die Erhöhung des Frauenanteils in den politischen Institutionen verändert – und haben sich die Machtverhältnisse durch den Einzug der Frauen überhaupt verschoben?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich z.B. eine Podiumsdiskussion mit spannenden Menschen, auf das wir euch gerne hinweisen. Darauf diskutieren Ruth Dreifuss, Alt-Bundesrätin; Brigitte Studer, Historikerin; Georg Lutz, Politologe und Fabienne Amlinger, Historikerin am 1.2.2011 in Bern. Weitere Infos hier.

Nun, man sieht‘s: Es ist nicht unbedingt ein Jahr, in dem man ungetrübten Stolz zeigen kann – zu beschämend sind die Jahreszahlen. Aber es könnte dennoch ein Jahr werden, indem man über die Geschichte der Schweiz und der Schweizer_innen nachdenkt. Eine Starthilfe könnte die ausgezeichnete, spannende und kurzweilige Zusammenstellung der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen bieten. Hier findet ihr eine kompakte Chronologie für alle, die sich für die Geschichte der Frauen und der Gleichstellung in der Schweiz interessieren und einen raschen Überblick gewinnen wollen. Und zwar alles schön online Zugänglich: Hier findet ihr die chronologischen Fact-Sheets von 1848-2000 und eine hier diejenigen von 2001-2009. Darin geht es etwa um Themen wie Frauenbewegung, Politik (resp. politische Partizipation), Recht und Bildung…

Schaut’s euch an – es lohnt sich! Es bietet ausserdem einen schönen Start in das Jahr 2011 – und zeigt was wir tatsächlich feiern können: nämlich nicht die späte Durchsetzung der oben genannten Mittel, sondern diejenigen Frauen und Männer, die so lange nicht aufgegeben haben. Vorbilder für uns also – gerade jetzt.


Donnerstag, 25. November 2010

Ausgehtipps fürs Wochenende - schweizweit

Also, reden wir nicht drum herum: Wir wissen's, ihr wisst's - aber habt ihr's auch gemacht (falls ihr könnt)? Jawohl, um die Abstimmungen geht es. Auch wenn's nervt: An Abstimmungen zu verlieren nervt mehr. Es steht viel auf dem Spiel. V.a. können wir zeigen, was für eine Gesellschaft wir uns wünschen. Ein bisschen pathetisch, klar. Aber menschlich. Und Menschlichkeit braucht's jetzt (und keine Orgasmen an der Wahlurne, by the way, obwohl die auch Spass machen (würden))!

Die Woz meint - und wir auch, drum überlassen wir ihnen das Wort:

Die Steuergerechtigkeits- und die Ausschaffungsdiskussion haben durchaus miteinander zu tun. Es geht darum, ob man sich gegen oben duckt und nach unten tritt. Oder ob man sich eine gerechtere und demokratischere Gesellschaft vorstellen kann.

Deshalb zweimal Nein und einmal Ja am kommenden Sonntag. Auch weil es ein Zeichen ist gegen die geschürte Angst. Weil man dann neue Fragen stellen könnte: beispielsweise nach einer Einschränkung der Kampagnenfinanzierung. Bis dahin: Macht eure Stimmen zu Lautsprechern! Bewahrt allseits den Kopf klar und die Zuversicht.
Zuversicht behalten (ohne schlechtes Gewissen) könnt ihr allerdings nur, wenn ihr auch gewählt habt!

Falls dein Stimmcouvert also noch zu Hause liegt, weil du dir der Nervenkitzel bis zum Schluss aufheben möchtest oder dir - ja, ehm, auch das passiert - etwas dazwischen gekommen ist....

... Tadaaa... Hier kommen die "Sie kam und blieb" Ausgehtippstipps zum Wochenende:


BERN


Freitag, 08.00 - 17.00 Uhr, Erlacherhof, Junkerngasse 47

Samstag, 08.00 - 18.00 Uhr, Bahnhof Bern

Sonntag, 08.00 - 12.00 Uhr, Bahnhof Bern (kann man auch noch die Gipfeli zum Zmorge einkaufen, falls auch das (mal wieder, notabene) unter gegangen sein sollte)

Oder dann gibt's selbstverständlich die Stimmlokale.


ZÜRICH


Die Adressen der Stimmlokale sowie deren Öffnungszeiten sind auf der Rückseite des Stimmrechtsausweises aufgeführt (und ohne den könnt ihr eh nicht stimmen).


BASEL


Eine wunderbare Seite haben die Basler_innen. Nämliche diese. Hier sind alles Stimmlokale - inkl. Riehen und Bettingen - übersichtlich aufgeführt.


Nun denn: Entschudligungen gibt's keine mehr. Und wir versprechen: Es wird ein Wochenende, das dir in Erinnerung bleiben wird! Hoffen wir das Beste! Hilf mit!


Sie kam und blieb - deine Freundin und Helferin


Bildquelle (Annabelle)


1 Tag von 365

1960 wurden 3 Kritikerinnen der Diktatur von Rafael Trujillo in der Dominikanischer Republik entführt, vergewaltigt und gefoltert. Die „Hermanas Mirabal“ (Schwestern Mirabal, siehe Bild) gelten bis heute als Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur und seit 1981 wird – initiiert durch karibische und lateinamerikanische Frauen – ihr Todestag, der 25. November, als Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen begangen. 1999 wurde der 25. November durch die Vereinten Nationen zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erklärt. Und dieser Tag ist heute.

Neben dem 8. März – und in der Schweiz wohl auch dem 7. Februar und dem 14. Juni (ja, was war an diesen Daten schon wieder?! ;-) – ist es wohl der 25. November, der zu den wichtigsten Daten in der (feministischen) Agenda gehören.

Die weltweit am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung ist nämlich Gewalt gegen Frauen. Sie tritt in verschiedenster Ausprägung in allen Gesellschaften und Gesellschaftsschichten hervor:
„Gewalt gegen Frauen umfasst jede gegen Frauen auf Grund ihrer Geschlechtszugehörigkeit gerichtete Gewalthandlung, durch die Frauen physischer, sexueller oder psychischer Schaden oder Leid zugefügt wird oder zugefügt werden kann, einschliesslich der Androhung derartiger Handlungen, der Nötigung und der willkürlichen Freiheitsberaubung, unabhängig davon, ob im öffentlichen oder im privaten Bereich.“ (UNO)
Weltweit sind für Frauen zwischen 15 und 44 Jahren Vergewaltigungen und häusliche Gewalt ein grösseres Risiko als Verkehrsunfälle, Krebs oder Krieg.

Die jährlich stattfindenen 16 Tage gegen Gewalt an Frauen beginnen am 25.11. und Abschluss ist – fast ein bisschen ironisch – am Internationalen Tag der Menschenrechte (10.12.). Diese „schweizerischen 16 Tage“ sind Teil der internationalen Kampagne "16 Days of Activism Against Gender Violence", die 1991 vom Women's Global Leadership Institute ins Leben gerufen wurden.

Aber was dagegen tun kann man auch an den restlichen Tagen des Jahres. Deswegen meinen wir, sollten Frauenhäuser, die oftmals eine letzte Zufluchtschance bieten, ganz von der öffentlichen Hand getragen werden, denn die meisten der 17 Frauenhäuser in der Schweiz, sind nach wie vor auf Spenden angewiesen. Hier findet ihr die Übersicht der Frauenhäuser - nur so, wegen spenden und so.

Bildquelle


Dienstag, 23. November 2010

Montag, 22. November 2010

Hört, hört

Sie kam und blieb war zu Gast bei Gay Radio auf Radio RaBe. Daniel Frey sprach mit uns u.a. über Feminismus, Frauenräume und Homophobie. Und unsere/eure Musikwünsche haben auch gleich mitgenommen ;-)

Hier könnt ihr's nachhören!


Freitag, 19. November 2010

Das Private ist politisch. Immernoch.

«Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» lautet eine Initiative, die bis im Juli 2011 die nötigen 100'000 Unterschriften zusammenbringen muss. Sie verlangt, dass die Kosten von Schwangerschaftsabbrüchen aus dem Leistungskatalog der obligatorischen Krankenversicherung gestrichen werden. Privatsache? Wie war das nochmals mit dem Slogan, das Private ist politisch? Ja, eben – auf in den Politkampf, meinen wir!

Die SP-Nationalrätin Doris Stump hatte in einer Motion im Frühjahr dieses Jahres verlangt, dass Frauen für medizinisch verschriebene Verhütungsmittel wie Pillen und Spiralen nichts mehr bezahlen müssen. Dasselbe gälte für Unterbindungen, deren Kosten ebenfalls die Krankenkassen übernehmen sollen. Da der Bundesrat empfiehlt, die Motion abzulehnen hat Stump nun eine „abgeschwächte“ Version bereit, die dasselbe lediglich für jugendliche Frauen verlangt.

Und das Argument dagegen ist was wohl was? Ja, genau: zu teuer – denn 100 Millionen würde das jährlich kosten. Zum Vergleich: Seit 1989 hat die Schweiz für ihre Armee über 100 Milliarden Franken ausgegeben. Das entspricht einer Million pro Stunde. Jaja. 100 Stunden wären schnell um, meinen wir – und die 100 Stunden wollen wir auch! (Zahlen von der GSOA)

Der Bund meint übrigens:
Auch der Bundesrat hat sich vor zehn Jahren noch für die Kassenpflicht von Verhütungsmitteln ausgesprochen. Damals empfahl die Landesregierung – mit Ruth Dreifuss als Gesundheitsministerin – ein entsprechendes Postulat der CVP-Nationalrätin Rosmarie Dormann zur Annahme. Das Parlament hat aber nie darüber diskutiert, sondern schrieb das Geschäft 2002 ab – weil es mehr als zwei Jahre hängig war.
Hopphopp jetzt aber! Nimmer hängen lassen…!


Diese Forderung nach kostenlosen Abgabe von Verhütungsmitteln ist an sich nicht neu. Schon seit Mitte der 70er Jahren – lange vor der Einführung des so genannten Fristenregelung 2002 – machten sich Feministinnen für die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln stark. Gleichzeitg forderten siie aber auch die Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs: Damals meinten sie: „Einerseits kommen in den Abtreibungsparagraphen eine generelle Missachtung, eine Unterdrückung und Diskriminierung der Frau, ihr Status als Mensch 2. Ordnung zum Ausdruck. Andererseits ist der Klassencharakter des Abtreibungsverbotes (...) offensichtlich (...)“ (Emanzipation Nr. 1, Januar 1985, S. 3.)

Ganz so anders könnte man es heute nicht formulieren – obwohl der historische Kontext natürlich anders war – aber auch heute sind Schwangerschaftsabbrüche z.B. bei Migrantinnen rund dreimal häufiger als bei Schweizerinnen. Warum wohl? Sicher nicht, weil sie das gerne tun, sondern weil die finanziellen Mittel für Empfängnisverhütung oftmals fehlen.

Einen recht schönen Beitrag über das neue/alte Tabu Schwangerschaftsabbruch hat übrigens sogar die Schweizerischen Frauenzeitschrift Nr. 1 geschrieben. Man höre und staune - und freue sich auch, notabene.

Bildquelle


Mittwoch, 17. November 2010

Musik für ein Kollektiv

Sie kam und blieb geht ins Radio - und zwar am kommenden Sonntag, 21.11., um 20h auf Radio RaBe/LoRa...

Hier könnt ihr die Sendung auch online hören.

Wir sind in der Sendung "Musik für einen Gast" und dürfen Musik mitnehmen... Habt ihr Wünsche? Wenn ja, dann diese in der Kommentarleiste angeben - und begründen, natürlich, warum wir als feministisches Kollektiv das spielen lassen sollten!

Wir freuen uns!


Kunst und Feminismus anno 1971

"Judy Chicago & the California Girls" ist ein US-amerikanischer Dokumentarfilm von Judith Dancoff über Feminismus und Kunst(-pädagogik) in den 1970er Jahren. Er zeigt, wie die amerikanische Künstlerin Judy Chicago ein einmaliges Experiment wagte: Die Ausbildung weiblicher Jugendlicher in einem Kunstprogramm für Frauen.

Der Film wurde bisher an einigen US-amerikanischen Festivals und Universitäten gezeigt – aber dank dem www können wir auch hier einen Blick auf das recht einmalige Material werfen. Auf der Website http://www.judychicagoandthecaliforniagirls.com können einzelne Clips angeschaut werden.

Die Judy Chicago Biografin Gail Levin meint zum Film:
"Judy Chicago & the California Girls" is a lively and engaging documentary on a significant moment in the history of feminist art and pedagogy. Filmmaker Judith Dancoff gets lots of credit for recognizing and preserving a unique moment in the history of American art."
Wer sich also für Kunst und Feminismus und deren Geschichte interessiert, sei dieser Film empfohlen!


Bildquelle: http://www.judychicagoandthecaliforniagirls.com/images/performance.jpg



Dienstag, 16. November 2010

Zeit für Utopien

Nach wie vor wird der Vielfalt der Beziehungsformen und Formen des Zusammenlebens im Recht nicht ausreichend Rechnung getragen (z.B. gleichgeschlechtliche Elternschaft). Heisst das, wir habe keine Zeit für Utopien? Diese Frage drängt sich angesichts der in unserer Rechtsordnung implizierten Lebensformenpolitik auf. Denn nach wie vor wird der Vielfalt der Beziehungsformen und Formen des Zusammenlebens im Recht nicht ausreichend Rechnung getragen. Eine Tagung, die am 28. Januar 2011 in Basel stattfinden wird, hat sich zum Ziel gesetzt, Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht zu durchleuchten und und thematisiert die Bereiche „Alleinerziehende“, „gleichgeschlechtliche Eltern“ und „Migration“ aus unterschiedlichen Perspektiven.

Weitere Informationen findet ihr auf der Website des Schweizerischen Institut für Feministische Rechtswissenschaft und Gender Law (FRI).

Die Einladungsarte inkl. Programm findet ihr hier (pdf)



Montag, 15. November 2010

Bleiberecht für alle!


Die Bleiberecht-Kollektive Schweiz mobilisieren für eine Aktion gegen die drohende Ausschaffung zweier Frauen nach Kamerun. Um 11h, am kommenden Mittwoch (18.11.2010), findet eine Platzkundgebung vor dem Regionalgefängnis Bern statt.

Seit Anfang Woche befinden sich zwei Frauen aus Kamerun im Berner Regionalgefängnis in Ausschaffungshaft. Am kommenden Mittwoch sollen Marie-Helene E. (4. Schwangerschaftsmonat) und Aimé-Mireille D. (6. Schwangerschaftsmonat) zum Flughafen Zürich gebracht und am Tag darauf in ihr Herkunftsland ausgeschafft werden. Sollten die zwei Frauen im Zuge ihrer Abschiebung nicht kooperieren, drohen ihnen Zwangsmassnahmen zur endgültigen Durchsetzung ihrer Rückschaffung. Bis dahin sitzen sie in Ausschaffungshaft, in der sie unter psychischem und physischem Druck der Haftbedingungen leiden.

Mit einer Aktion vor dem Regionalgefängnis Bern am kommenden Mittwoch und einer anschliessenden Medieninformation auf dem Platz setzen die Bleiberecht-Kollektive Schweiz ein Zeichen des Unmuts gegenüber der Schweizer Behörden und bekunden ihre Solidarität mit den betroffenen Frauen. Das tun wir auch!



Das wird mir alles nicht passieren!


„Wie bleibe ich Feministin?“ fragen sich die Personen in den Geschichten der österreichischen Texterin und Journalistin Marlene Streeruwitz, die im Buch „Das wird mir alles nicht passieren. Wie bleibe ich Feministin“ (Oktober 2010) gesammelt sind. Die Fortsetzungen dieser Geschichten sammelt Streeruwitz auf dem Internet. Auf ihrer Website http://wie.bleibe.ich.feministin.org sammelt sie einerseits mögliche Fortsetzungsgeschichten, anderseits finden sich darin auch grundsätzliche Diskussionen zum Thema.

Ein Buch zu lesen und mitschreiben, sozusagen. Oder in den Worten Streeruwitz’:

wie soll das gehen. mit dem klugen und gerechten leben. in der heutigen zeit. unter den heutigen umständen. und was kann die literatur damit zu tun haben.
vorschläge. ratschläge. umschläge. hinschläge. herschläge. aufschläge. abschläge. anschläge.
whatever.

Donnerstag, 11. November 2010

Feminismus heute!?

„Streit um Geschlechterrollen entzweit die deutschen Frauen“ titelte der Bund gestern. Daneben war ein Bild von Alice Schwarzer und der deutschen Familienministerin Kristina Schröder abgebildet. Schröder hat sich in einem Spiegel-Interview nicht nur abschätzig über die Neue Frauenbewegung („Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden"), sondern distanzierte sich ebenso von der Prämisse, „Geschlecht“ sei ein soziales Konstrukt.

Eine Reaktion von Deutschlands Vorzeigefeministin liess selbstverständlich nicht lange auf sich warten. In einem offenen Brief an die Ministerin meinte Schwarzer: „Frau Ministerin, ein so billiges Klischee wagen Sie doch nicht allen Ernstes über die folgenreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts zu verbreiten?“. Das wagt sie wohl doch. Denn nicht minder befremdend sind ihre Bestrebungen, die Bedürfnisse von Jungen an den deutschen Schulen ernst zu nehmen. „Überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fussballgeschichten? Oder geht es immer nur um Schmetterlinge und Ponys?“ – so heisst das in den Worten Schröders. Hm. Vielleicht wäre es doch nicht schlecht, wenn die Ministerin sich doch nochmals ein Einführungsbuch in Gender Studies in die Hände nehmen würde – dann wäre die Welt womöglich etwas weniger in Himmelblau und Rosarot geteilt.

Interessant ist aber auch die Einschätzung des Bund-Journalisten, der meint:

Die Diskussion (...) hat gezeigt, dass das Thema weniger Männer und Frauen als vielmehr Junge und Ältere spaltet.


Nun – es ist legitim und sehr wichtig, sich zu fragen, wie unterschiedliche Generationen von Frauen (und Männern) Feminismus verstehen und die Geschlechterverhältnisse bewerten. Nichtsdestotrotz scheint es ein gar schneller Rückschluss, die altbackenen und konservativen Positionen Schröders als eine Frage ihrer Generation resp. ihres Alters abzutun, denn Konservativismus ist keine Frage des Alters. Und Feminismus auch nicht.


Dienstag, 9. November 2010

(K)eine Königin des Feminismus

Zwei US-amerikanische Feministinnen diskutieren über ihr Politik- und Feminismusverständnis und unterschiedliche Generationen: Gloria Steinem und Kathleen Hanna.
Gloria, geboren 1934, ist eine feministische Journalistin und Gründerin/Herausgeberin des amerikanischen feministischen Magazins MS. Kathleen, geboren im geschichtsträchtigen Jahr 1968, ist Musikerin, feministische Aktivistin und Autorin.
Das Interview ist nicht nur lehrreich, sondern auch äusserst lustvoll. Kathleen Hanna und Gloria Steinem zeigen, wie intergenerationeller Feminismus aussehen kann und diskutieren darüber, warum sie keine feministischen Königinnen sind und was Feminismus bedeutet:

Q:Okay, so my first question is: How do you each define feminism?
KATHLEEN: Gloria, you want to go first?
GLORIA: Well, I think the dictionary is not bad, you know: the belief in the full social, economic, and political equality of women and men. I would just add "and doing something about it." And when you look at the effects of that simple statement, it's quite a transformation.
KATHLEEN: I agree with what she said, and I would add that I also see It as a broad-based political movement that's bent on challenging hierarchies of all kinds in our society, including racism and classism and able-body-ism, etc etc.
GLORIA: Yeah, I agree. That's the transformation - because once you take away the basic first step in a hierarchy, which is the passive/dominant of female/male, it challenges everything.

Sie sprachen aber nicht nur über grundsätzliche Feminismuskonzeptionen, sondern ebenso darüber, was sie für Bilder über unterschiedliche feministische Generationen hatten:

KATHLEEN: Like that they have hairy legs and they are anti-sex and so on. And I was like, "I'm a SEXY feminist, and I'm going to wear makeup and blah blah blah." Then, when i actually started delving into the history, I realized that I was playing into stereotypes, and that i didn't need to base myself in opposition to my perception of the past. Instead, I needed to learn from it and grow from it and seek out mentors and a continuation of things that had happened before, as opposed to positing myself as the new hip feminist product to be consumed. I was really playing into a lot of bullshit capitalist ideology that i now realize was stupid, and now I'm seeking out more information.
GLORIA: You know, it's interesting listening to you, because, though I knew less about the suffragists than you know about the Second Wave, I did the same thing of positioning myself in opposition to them, because I had heard they they were these puritanical, sexless bluestocking folks. And that wasn't right either - look at Emma Goldman, look at Victoria Woodhull and the Free Love Party. I think that what happens, in a deep sense, is that society sees the relationships between men and women, and even between women and women and men and men - all sexual relationships- as having to be passive/dominant. So, if you're talking about equality, they think you must be against sex.
Nun – dass beide diese Missverständnisse ausgeräumt haben, haben sie zu Genüge bewiesen. Und dennoch möchten beide nicht als feministische Ikonen bezeichnet werden:
GLORIA: There is no Queen of the Feminists, by definition.
Q: Right, but from a media perspective, you were "It".
GLORIA: Well, you know, on the one hand I was working in the media, and on the other hand I was trying to avoid being singled out by always speaking with another woman, by refusing to do interviews unless there were other women-racially diverse women-who were (also) part of the article or interview. It wasn't always successful you know- Newsweek did an early cover story about me, for instance, and I wouldn't pose for photographs, so they just took one with a telephoto lens. I think the challenge is to figure out how to use public recognition to convey some message. A simple-minded example is that, when somebody asked me for an autograph I used to say no, because I thought that institution was such a hierarchy in itself, but that was seen as unfriendly, so i began to ask people to trade autographs with me. And I think, small though that is, it conveyed a different message. So that's the challenge and the fun, to try to take old bottles and put new wine in them.
[…]
KATHLEEN: It was really terrible at first, 'cause I didn't want to be the leader; it was obviously a community of a lot of different women working on different fronts. I felt really embarrassed and humiliated by being singled out in that way, and (as a result) I was sometimes perceived as a traitor, even though it wasn't my fault. But, like Gloria, at a certain point I just had to accept it and think, "What can i do with this?" It's funny, 'cause when I sign autographs I write "Born in Flames by Lizzie Borden", a movie that I think is genius, that I think all women should see. So I use my autograph as a way to advertise that movie. Or I'll write down just a book, like The Dialectics of Sex by Shulamith Firestone, or Letters to a Young Feminist by Phyllis Chester, or No More Nice Girls by Ellen Willis, and then sign my name.
Und zum Schluss – die Frage aller Feminismusfragen - diejenige, die wir am liebsten haben:
Q: How do you two feel about men? Can they ever be as feminist as women? You've probably both been accused of reverse sexism...
GLORIA: Well I've been accused of everything.
KATHLEEN: (laughs)
GLORIA: Liking them too little, too much. But of course, biology is not destiny, and there are some men who are better feminists than some women. But it's also true that it's justified to have anger against men who treat you badly, and who undermine or denigrate or create hierarchies or hurt people. There's nothing wrong with healthy angry. Indeed, depression is angry turned inwards.
KATHLEEN: Well, I don't think sexism is going to change unless men start to investigate the construction of masculinity and how to move outside of the boundaries. And I think that, while sexism hurts women most intimately, it also damages men severely.
Das ganze Interview findet ihr hier. Lasst euch inspirieren.




Dienstag, 2. November 2010

Damit...

diejenigen, die können, das stimmen nicht vergessen.



Und? Stehst du mit deinem Gesicht für eine menschliche Migrationspolitik ein? Na also, dann mach's wie diese Gruppe Medien- und Kulturschaffender, die sich in der Stube entschieden haben, vom Sofa aufzustehen und etwas zu tun: Hier bekommst du die Gelegenheit dazu - und zwar mit oder ihne roten Pass mit weissem Kreuzchen.



Sonntag, 31. Oktober 2010

Die Superdemokrat_innen

Hier kommt ein Bloggtipp, der etwas Licht in Herz und Verstand bringt: Und zwar Los Superdemokratikos. Darin schreiben lateinamerikanische und deutsche Autor_innen über Geschichte, Körper, Bürger und Globalisierung - live von der Frankfurter Buchmesse, deren Gastland Argentinien war.

In ihren eigenen Worten:

20 lateinamerikanische und deutsche Autoren unter 40 Jahren in 12 Ländern erzählen vom 11. Juni bis 11. Oktober im zweisprachigen literarischen Blog www.superdemokraticos.com von ihren alltäglichen Erfahrungen als Bürger in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Deutschland, Guatemala, Israel, Kuba, Mexiko, Peru, Uruguay, Venezuela und den Vereinigten Staaten. Sie schreiben kurze Online-Essays zu vier verschiedenen Themen: dem persönlichen und regionalen Bezug zu Geschichte, zum Körperverständnis, zur Möglichkeit der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und zur alltäglichen Begegnung mit der Globalisierung.

Alle Texte werden ins Deutsche übersetzt, die Diskussionen werden wöchentlich auf Spanisch und Deutsch zusammengefasst. So entstehen keine soziologischen Artikel sondern literarische Annäherungen an demokratische Prozesse, die für Leser leicht zugänglich sind.

Eine kleine, aber feine Auswahl zu Gender- und Queer Themen findet sich darauf auch: Speziell zu empfehlen ist etwa der Beitrag von Lizabel Mónica über Kuba, die "Insel ohne Geschlecht". Darin sinniert sie über die Frage, "Was würdest du gerne sein, ein Mann oder eine Frau?". Oder der Post von Rery Maldonado über Körper, die aus Fleisch und Knochen sind - oder aber auch zu Cyborgs werden können...


Es gibt einiges zu entdecken. Hier.



Dienstag, 26. Oktober 2010

"Chambres d'echo" - Einblick in ein feministisches Symposium von 1990


Im lauschigen Les Complices*, nahe der Zürcher Langstrasse, gibt es momentan und noch bis zum sechsten November Archivmaterial und Bezugnahmen auf das Symposium "Wissenschaft, Kunst und alles andere" zu sehen. 12 Feministinnen luden 1990 zu dieser viertägigen Veranstaltung in Basel. Vielseitige Beiträge aus der bildenden Kunst, Literatur, Musik, Wissenschaft und Politik liessen wilde und spannende Diskussionen entstehen, die auch mal aus dem Ruder liefen und die Zuhörerinnen zu vielsagenden Reaktionen veranlassten. Auf dem Podium gabs viele interessante Begegnungen; vereint zu sehen waren etwa Friederike Mayröcker, Ursula Koch und Elisabeth Michel-Alder, Katharina Rutschky und Patricia Jünger und nicht zuletzt die jungen "Reines Prochaines" mit einem musikalischen Intermezzo.
Im Sinne einer weiteren Reflektion wurden darüber hinaus im Rahmen der Ausstellung und insbesondere der Veranstaltungen einige der Teilnehmerinnen des Symposiums von 1990 und eine Reihe weitere Gäste eingeladen, in offen angelegter Form Bezüge zu dem im Archiv versammelten Material herzustellen. Genau 20 Jahre später wollen diese Bezugnahmen die Themen, Anliegen und Formate des Symposiums reflektieren und nach den Bewegungen und Verschiebungen innerhalb dieses zeitlichen Horizonts fragen.

Anwandstrasse 9, Zürich, Do bis Sa, 14 bis 18 Uhr, www.lescomplices.ch

Montag, 25. Oktober 2010

Presseschau zum Antifeminismus-Treffen


Am 22. Oktober haben rund 50 Personen die Bauwand / Bauabsperrung gegenüber der Sihlpost in Zürich grossflächig mit Bildern, Symbolen und Texten beklebt. Weitere Bilder zur Wandbildaktion findet ihr hier.


Bild: PD, via Tages-Anzeiger

Die Aktion, die bei indymedia bis hin zu 20 Minuten kommentiert wurde, richtet sich gegen das geplante „Antifeminismus-Treffen“ vom kommenden Samstag.

Gleichzeitig ruft ein „Bündnis gegen das Antifeminismus-Treffen“ in Flugblättern zu einer Kundgebung gegen das Treffen auf – und zwar am Samstag, 30.10.10, 11 Uhr, Uitikon Dorfplatz, berichtet der Tages-Anzeiger.

Und weiter steht dort:
In einem anonymen Begleitschreiben wird davor gewarnt, den Kongress als Kuriosität abzutun. Die Veranstaltung sei Teil eines grossräumigen ideologischen Angriffs auf die feministischen Errungenschaften. Das passe bestens ins derzeitige politische Hetzklima gegen Migranten, «Sozialschmarotzer» und Muslime. Das Bündnis will in Uitikon gegen die besonders «ekligen Formen der patriarchalen Geschlechterideologie» antreten.
[…]
In der Wortwahl gegen die Frauenbewegung war vor allem das 43-jährige Vorstandsmitglied René Kuhn in der Vergangenheit nicht zimperlich. Er bezeichnete Feministinnen als «zerlumpte Vogelscheuchen» und als «Gruselkabinett». Mit solchen Äusserungen hat er sich auch bei der eigenen Partei unbeliebt gemacht. Im letzten Jahr hängte er deshalb seine politische Karriere an den Nagel. Angeeckt ist auch schon die IG Antifeminismus. Zum Beispiel beim Zürcher Restaurant Waid. Es weigerte sich, das Antifeminismus-Treffen durchzuführen. Probleme gab es auch mit der Zürcher Kantonalbank. Die hat es im September abgelehnt, mit der IG eine Geschäftsbeziehung einzugehen und für sie ein Bankkonto zu führen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Gekommen, um nicht bleiben zu dürfen?

Wir sagen 2x Nein zu populistischen, ausländer_innenfeindlichen Volksinitiativen und verschlimmbessernden Gegenentwürfen:




("Vor die Tür". Ein Film gegen die Ausschaffungsinitiative. Regisseur: Micha Lewinsky.)

Drum: ab an die Urne am 28. November (mit möglichst vielen Freund_innen und deren Stimmcouverts unter dem Arm)!

Dienstag, 12. Oktober 2010

Feministisches Netzwerktreffen 2010

„Sie kam und blieb“ lädt ein zum feministischen Netzwerktreffen

Feminismus war gestern? Finden wir nicht! Und doch ist sind feministische, kritische Stimmen in Zeiten, in denen der Sexismus sexy scheint, das Feminist_innen‐Bashing an der Tagesordnung ist, und Sexismus sich in immer neueren (globalisierten, virtuellen) Formen zeigt, herausgefordert: Was heisst Feminismus heute? Wie können wir uns besser vernetzen? Wie können wir dem gesellschaftlichen Wandel gerecht werden und gleichzeitg für unsere Anliegen weiterkämpfen? Wie können wir reaktionären Kräften Einhalt gebieten? Was heisst Solidarität Feministinnen? Wie steht es um den Feminismus in der linken Szene? Und wie würde ein Feminismus heute aussehen, der andere Unterdrückungsarten, wie Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Lookism etc. mit berücksichtigt?

Um diese und andere Fragen zu beantworten haben wir ‐ ein feministisches Kollektiv aus dem Frauenraum der Reitschule Bern ‐ vor, ein gesamtschweizerisches erstes feministisches Treffen vorzubereiten, mit dem Ziel, ein Netzwerk aufzubauen!

Wir würden uns freuen, wenn Du/Ihr mithelft zu denken, planen, aktiv zu bleiben – und dem Feminismus in der Schweiz neues Leben einzuhauchen. Denn jetzt ist fertig gegrümschelet! Lasst uns gemeinsam den Feminismus aneignen und aktiv werden.

Drum kommt am 20. November 2010 in den Frauenraum der Reitschule nach Bern und denkt, diskutiert und festet mit uns!

Aus organisatorischen Gründen bitte anmelden unter: skub@gmx.ch

Feministische Grüsse
Sie kam und blieb


Montag, 11. Oktober 2010

Kommt raus, es wird besser!

Heute ist der internationale Coming Out Tag, ein Grund zu feiern! Oder doch nicht? Gewalttätige Ausschreitungen und heftige Strassenschlachten an der Gay Pride gestern in Belgrad oder eine Reihe von Selbstmorden unter schwulen, lesbischen, bi- oder transsexuellen Teenagern in den USA zeigen, dass manchmal Hoffnung von Nöten ist. Sehr viel sogar. Und drum sagen wir: Jetzt erst recht!

Das Video-Project „It gets better“ ist eines derjenigen Projekte, die das halten, was sie versprechen: Sie zeigen, dass es – ja, manchmal eben doch, zumindest für gewisse Leute – besser wird. Der YouTube-Channel sammelt Videos von Menschen, die anderen Mut machen – es sind Filme, die sich an junge Lesben, Schwule, Transgender und Bisexuelle richten und auf sehr persönliche Art und Weise zeigen, warum es aus ihrer Sicht besser werden kann.

Zum heutigen Tag gibt‘s deswegen hier den Beitrag von Simon und Gary…



… und hier den Beitrag von Jesse



PS: Und ja, wir sind auch kritisch solchen Projekten gegenüber und fragen uns, was, wenn es nicht besser wird? Was nützen diese Bezeugungen und sind das nicht vielmehr fromme Wünsche von privilegierten LGBTs? Einen spannenden Beitrag dazu findet ihr hier.


(Via Mächdenmannschaft)


Donnerstag, 7. Oktober 2010

Die Kantonalbank unter feministischer Kontrolle

Über neue Kuriositäten berichtet die Neue Luzerne Zeitung:

Mit seinen Sprüchen über "linke ausgelumpte Weiber" schockte der damalige Luzerner SVP-Grossstadtrat René Kuhn 2009 die Schweiz. Gestern geriet er erneut in die Schlagzeilen. "Kein Konto für Frauenhasser René Kuhn", titelte der "Blick". Was war geschehen? Die Zürcher Kantonalbank hatte ein Gesuch zur Eröffnung eines Kontos für Kuhns Interessengemeinschaft Antifeminismus abgelehnt - da die Bank für "Chancengleichheit und gegenseitigen Respekt" einstehe.

"Ich bin gar nicht involviert", sagte Kuhn unserer Zeitung auf Anfrage. "Für Konto-Fragen ist bei uns Präsident Urs Bleiker zuständig." Auf ihrer Website reagieren dann aber beide scharf: "Anscheinend ist die Zürcher Kantonalbank voll unter feministischer Kontrolle", heisst es dort.


Und weil's fast ein bisschen schön ist wollen wir euch den folgenden Hinweis aus dem Medienbericht der Reitschule nicht vorenthalten:


Auch das Restaurant Waid, das der Stadt Zürich gehört, wollte die
Antifeministen nicht. Es weigerte sich, das "1. Antifeminismus-Treffen" zu beherbergen. Die Frauenkritiker haben aber doch noch ein Lokal für den Anlass am 30. Oktober gefunden. Das Treffen findet im Giardino Verde in Uitikon ZH statt.


Nun denn. Auf dass das tropische Gewächshaus (!) diesen kuriosen Gestalten die nötige Wärme spendet.


Dienstag, 5. Oktober 2010

Philosophie für Frauen

Unter dem Titel „Ein Geschlecht – oder doch nur zwei?“ führt die Philosophin und Historikerin Tove Soiland ein Leseseminar für Frauen durch. Und das schöne ist: Es richtet sich explizit auch an Frauen, die bisher wenig oder keine Erfahrung im Umgang mit theoretischen Texten haben, aber daran interessiert sind, sich mit philosophischen Fragen auseinanderzusetzen!

An zehn Abenden wird von Novemnber 2010 bis im März 2011 über Luce Irigaray und das Denken der sexuellen Differenz gelesen und diskutiert.

Aus dem Ausschrebungstext:

Die französische Philosophin Luce Irigaray steht mit ihrem Denken der sexuellen Differenz unter Verdacht, einer (hetero-)normativen Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit das Wort zu reden. Während sich ihre Schriften im englischen und romanischen Sprachraum heute zunehmender Beliebtheit erfreuen, stehen bei uns geschlechtertheoretische Ansätze im Vordergrund, die eher auf die Überwindung der Zweigeschlechterordnung zielen.

Vor diesem Hintergrund versuchen wir im Leseseminar zu verstehen, was Irigaray mit ihrer auf den ersten Blick unverständlichen These meint, dass unsere Tradition bisher gerade über keinen Begriff der sexuellen Differenz verfügt. Was bedeutet dabei die ominöse Rede von der sprachlichen Konstruktion von Geschlecht? Und wie verhält sich dies zum Anliegen ihrer philosophischen Kontrahentin Judith Butler, die die Zweigeschlechtlichkeit lieber dekonstruiert sähe? Mit dem Streit zwischen den beiden Bestrebungen, der sexuellen Differenz erst einmal zum Dasein zu verhelfen resp. umgekehrt die Geschlechterdifferenz einer radikalen Kritik zu unterziehen, führt das Seminar in eine zentrale Debatte der gegenwärtigen feministischen Theorie ein.

Weitere Informationen und das Programm findest du hier.



Donnerstag, 30. September 2010

Kampfhähne und männliche Ehre

Na, na, wer redet denn hier noch von „Zickenkrieg“ im Bundeshaus? (Ausser dem Blick, notabene)
Die Aargauer FDP-Ständerätin Christine Egerszegi sagt es jedenfalls passend: “Die sollen aufhören mit ihrer Gügglete“. Finden wir auch.


(Bild: /www.derbund.ch, 30.9.10)


Sonntag, 26. September 2010

Antisexistische Kreuze in der Spree

Am Samstag vor einer Woche fanden in Berlin unter dem Motto „1000 Kreuze in die Spree“ vielfältige Proteste gegen christlichen Fundamentalismus und die Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs statt. Der Bundesverband Lebensrecht hatte zu einem „Schweigemarsch“ unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ aufgerufen.

Die Organisator_innen der Gegenaktion schreiben dazu:

Die Organisatoren dieses Zuges (vom Bundesverband Lebensrecht) bezeichnen sich selbst als Lebensschützer. Sie predigen auf Grundlage eines christlich-fundamentalistischen Weltbildes das Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen. Das Bündnis gegen Abtreibungsverbot und christlichen Fundamentalismus will dies nicht akzeptieren und macht sich für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen 218 im Strafgesetzbuch stark, dessen Existenz den Schwangerschaftsabbruch nach dem Willen der Frau nach wie vor kriminalisiert.


Demonstiert wurde gegen ein patriarchales und homophobes Gesellschaftsbild, wie der Mädchenblog hier berichtet. Und weiter:

Die selbst ernannten „Lebensschützer“ sind Teil des christlichen Fundamentalismus. Sie kämpfen für eine Gesellschaft, die auf der bürgerlichen Kleinfamilie, einer rigiden Sexualmoral, Verbot von Homosexualität und auf Schicksals- und Obrigkeitsergebenheit beruht.




Wir gratulieren und freuen uns über den Erfolg der Aktivist_innen gegen Sexismus und Homophobie in Berlin!

Unter dem Motto „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ wurde übrigens anfangs dieses Jahres auch eine Volksinitiative in der Schweiz gestartet. Sie fordert, dass die Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs aus dem Leistungskatalog der obligatorischen Krankenversicherung gestrichen werden. Nachdem Feministinnen in den 1970er Jahren unter dem Motto "das Private ist politisch" den Schwangerschaftsabbruch legalisiert haben wollten, ist dieser Titel blanker hohn...


Donnerstag, 23. September 2010

Frauenmehrheit auf Zeit

Frauen waren immer schon politisch aktiv – auch in der Schweiz. Und obwohl sie erst Ende des 20. Jahrhunderts als politisch mündige Bürgerinnen anerkannt wurden, waren sie bereits früh in internationale und nationale Organisationsstrukturen eingebettet, gründeten politische Vereine oder waren in regionalen, autonomen Politgruppen aktiv. Und zwar bis heute.

Seit gestern sind nun vier von sieben Mitgliedern der Exekutive weiblich – eine Frauenmehrheit also, die auch vom Ausland kommentiert wird: Von der New York Times über Le Monde bis zum Guardian – sie alle scheinen sich die Frauenmehrheit im Bundesrat zu freuen und werten die gestrige Wahl der SP-Frau Sommaruga als „historischen Moment“ für die Schweiz. So meint etwa der Guardian:

In a country which only gave women the vote in national elections in 1971 – and in which one canton blocked them from local votes until 1990 – the creation of the first female-dominated federal council has been greeted as a symbolic leap forward.


Etwas nüchterner sieht es die deutsche Zeit – ausserdem die einzige Zeitung, die korrekterweise darauf hinweist, dass die Schweiz nicht nur erst 1971 das Frauenstimm und -wahlrecht einführte, sondern dies sogar erst auf Druck von Aussen machte (sie hätte sonst die europäische Menschenrechtskonvention nicht unterzeichnen dürfen):
Die politische Macht, die die Frauen sich allmählich in der Schweiz erobert haben, geht nämlich keineswegs mit ihrer wirtschaftlichen einher. In den wahren Schaltzentralen des Landes haben sie immer noch fast nichts zu sagen. Die gläserne Decke, sie besteht offenbar aus Panzerglas.

Ja, das Panzerglas, das ist unüberwindbar – aber ist es nicht so, dass wir versuchen sollten, der kapitalistischen Logik einen Streich zu spielen anstelle selber in die Teppichetagen einzunisten? Das ist übrigens dort, wo es (danke, liebe Regula Stämpfli für diese Bezeichnung) aussieht wie in einem „Wartezimmer beim Urologen“…

Die Schande, dass Frauen bis heute gute 1/5 weniger als Männer verdienen, bleibt allemal bestehen.

Sieg der Frauen also? Interessanterweise weist beim ganzen Freudentaumel kaum jemand darauf hin, dass es wohl die SVP (unterstützt von einigen Vertretern der CVP) war, welche der zweiten Frau ihren Sitz streitig machte.

Selbstverständlich freuen wir uns, dass es auch Frauen in die Exekutive schaffen. Aber von einem „Sieg“ zu sprechen scheint gar hoch gegriffen, denn wir fragen wir uns ob diese symbolische Frauenmehrheit dazu führt, sexistische Strukturen abzubauen oder einen Einfluss darauf hat, dass Frauen im Parlament untervertreten sind. Wohl kaum. Aber schaden tut’s ja auch nicht und wenn Mädchen mit dem Bild aufwachsen, dass auch sie Bundesrätinnen sein können ist es sicher auch nicht verkehrt. Aber es wäre doch interessant zu wissen, was diese Entwicklung über den Status der (institutionellen) Politik sagt, denn historisch ging der Eintritt von Frauen in gewisse (Berufs-)Felder immer mit einer Abwertung des Staus einher.

Spannend bleibt’s allemal – denn aller Wahrscheinlichkeit nach bleibt‘s lediglich bis zu den Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates 2011 bei dieser Frauenmehrheit in der Exekutive. Wir bleiben dran.

PS: Wir hätten uns übrigens sehr gefreut, wenn die Journalisten (ja, es waren leider nur Männer) im Schweizer Fernsehen nach der Wahl von Herrn Schneider-Ammann nicht leidglich Frauen gefragt hätten, ob sie nicht lieber eine zweite Bundesrätin gehabt hätten. Denn es ist nicht nur Sache der Frauen, Frauen in der institutionellen Politik zu fördern und es gibt auch Männer, die sich fünf Frauen im Bundesrat gewünscht haben.

Dienstag, 21. September 2010

„Siebe zu Null“

Wir wagen zu sagen: Ein historischer Tag steht uns bevor.
Und zur Einstimmung findet ihr hier die Einschätzung der Moderatorin und Autorin Sandra Künzi zum morgigen grossen Tag.

In diesem Sinne: Ändlech d’Mehrheit, heitere Fahne.

Montag, 20. September 2010

Die alte neue „Kopftuchfrage“

In der Diskussion um Minarett und Burka berufen sich BefürworterInnen und GegnerInnen auf die Gleichstellung der Geschlechter. Rechtskonservative Kreise rechtfertigen damit ihre fremdenfeindliche Politik und verdrängen so gleichstellungspolitische und feministische Anliegen. Die feministische Zeitschrift Olympe sammelt in ihrer neusten Ausgabe unter dem Titel „Wider die Instrumentalisierung von Frauenrechten“ Beiträge von Autorinnen mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Positionen, die es sicherlich zu lesen lohnt.

Zur Vernissage der «Olympe» gibt’s ein öffentlichen Podiumsgespräch mit spannenden Teilnehmerinnen, auf das wir euch gerne hinweisen:
„Frauenrechte im Schatten der Burka-Debatte. Feministinnen und Wissenschaftlerinnen im Gespräch“
6. Oktober 2010, 18.30h, Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich

Podiumsteilnehmerinnen:
•Bettina Dennerlein, Professorin für Gender Studies und Islamwissenschaft, Uni Zürich
•Stella Jegher, Koordinatorin Frauenrechte, Amnesty International Schweiz
•Rifa’at Lenzin, Islamwissenschafterin, Mitglied Interreligiöser Think-Tank

Freitag, 17. September 2010

Neoliberalismus und Feminismus?

Neoliberalismus und der Feminismus der Neuen Frauenbewegung im Zuge der so genannten 68er blühten etwa zur selben Zeit auf. Nancy Fraser, Politologin, Feministin und wohl eine der klügsten ZeitgenossInnen unserer Zeit weist in diesem Zusammenhang auf eine beunruhigende Möglichkeit hin: Der kulturelle Wandel, der durch diese 2. Welle des Feminismus herbeigeführt wurde, hat gleichzeitig die Transformation einer kapitalistischen Gesellschaft legitimiert – eine Entwicklung, die der feministischen Vision einer gerechten Gesellschaft entgegenwirkt.
War es bloßer Zufall, dass Neue Frauenbewegung und Neoliberalismus gleichzeitig, sozusagen als Tandem, in Erscheinung traten und gediehen? In ihrer Bilanz der letzten 40 Jahre zeigt Nancy Fraser, wie der Neoliberalismus Elemente der feministischen Gesellschaftskritik in den Dienst kapitalistischer Verwertung und gesellschaftlicher Modernisierung stellte. Ihr Fazit: Nur eine Rückbesinnung auf die eigenen radikalen Ursprünge kann die Neue Frauenbewegung aus dieser Umarmung befreien und damit zu einer Überwindung des Neoliberalismus beitragen.

Hier begründet sie diese Einschätzung der geschichtlichen Bedeutung der Neuen Frauenbewegung (englisch):


Feminism, Capitalism, and the Cunning of History
Hochgeladen von laviedesidees. - Nachrichtenvideos aus der ganzen Welt.

Und wer lieber liest, findet die durchaus etwas beklemmend aber dennoch kluge Analyse hier (in deutscher Sprache).


Montag, 13. September 2010

Unverhüllte Einsichten

Über Frauenleben in Bosnien Herzegowina, der Türkei, im Iran, in Afghanistan und in Pakistan berichtet der Film “Unveiled Views“ (Alba Sotorra, 2009). Die porträtierten Frauen sprechen über ihre Berufe, Frauenrechte und ihre Visionen. Da der Film bei uns leider nicht zugänglich ist, folgt hier ein kleiner Einblick in unverhüllte Welten.




Weitere Informationen findet ihr hier.

Freitag, 10. September 2010

Null Toleranz und „Zigeunerromantik“

Seit August werden in Frankreich Massen von Roma abgeschoben. Dass dies eine in Europa weit verbreitete Tendenz sei, vertritt Vina Yun von an.schläge.
Interessant ist hierbei, dass es v.a. die skandinavischen Länder zu sein scheinen, die bei uns sozialpolitisch einen ausgezeichneten Ruf geniessen, welche nun äuserst mangelhaftes Verhalten an den Tag legen.
Im Juli wies Dänemark 23 rumänische Roma aus und belegte sie mit einem mehrjährigen Einreiseverbot. Begründung: „Bedrohung der öffentlichen Ordnung.” Dieses Vorgehen widerspreche aber der Aufenthaltsdirektive der EU, intervenierten Kritiker_innen – demnach ist die Ausweisung von EU-Bürger_innen nur dann und auch nur im geprüften Einzelfall erlaubt, wenn eine „reale, unmittelbare und ernsthafte Bedrohung grundlegender öffentlicher Interessen” vorliegt (weshalb auch Frankreich mit seinen Abschiebungen im großen Stil europäisches Recht verletzt). (…) Mit Unterstützung des European Roma Rights Centre in Budapest wollen die Betroffenen nun den dänischen Staat wegen Verletzung ihrer Rechte als EU-Bürger_innen verklagen – ein Präzedenzfall, der für andere Länder beispielgebend werden könnte.
Auch durch die Auseinandersetzungen rund um das Verbot des „organisierten Bettelns” in unterschiedlichen Ländern (darunter Österreich, Dänemark oder Finnland) sind Roma in den Medien – wenngleich in negativer Art und Weise – präsenter geworden. Schweden rechtfertigte übrigens die kürzliche Abschiebung von Roma mit dem Hinweis, Betteln sei eine „unehrliche Weise, Geld zu verdienen”.

Das ist aber nicht alles. Schauen wir mal in unser eigenes Gärtchen... Hier sieht es nicht unbedingt besser aus – naja, wie sollte es auch, das kennen wir (leider) nur allzu gut. So berichtet migrazine.at, das magazin von migrantinnen für alle über die (Re-)produktion antiziganistischer Stereotypen, die sich nicht selten mit sexistischen und kapitalistischen Stereotypen vermischen:
In linken Diskursen findet sich häufig noch ein positiver Bezug auf vermeintlich "zigeunerische" Eigenschaften, der an die so genannte "Zigeunerromantik" des späten 19. Jahrhunderts anknüpft und eine verkürzte Kritik der bürgerlichen Gesellschaft transportiert. (…) "Zigeuner"-Bilder sind Projektionen und dienen als Gegenbilder stets auch der Konstitution und Abgrenzung von Wir-Gruppen-Identitäten. Als solche tragen sie letztlich auch zur Konstruktion von Geschlechterverhältnissen sowie zur Standortbestimmung von kapitalistischer Lohnarbeit und Nationalstaatlichkeit bei. Gleichzeitig versuchen wir als Nicht-Roma soweit es möglich und gewünscht ist, mit Roma-Organisationen zusammen zu arbeiten.

Montag, 6. September 2010

Luststreifen - Sex, Gender & Desire

Das Filmfestival „Luststreifen - queer cinema basel“ hat dieses Jahr “Sex, Gender & Desire“ als Inhalt. Die gezeigten Filme thematisieren Geschlecht ausserhalb der traditionellen Vorstellungen von Mann und Frau und bringen das Spiel mit den Geschlechternormen auf die Leinwand. "love me gender, love me sweet" steht bei ihnen als Appell für mehr Spielraum und Toleranz innerhalb der strengen Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit. Die Luststreifen finden diesmal an den vier Samstagen im September 2010 statt. Weitere Informationen hier.

Freitag, 3. September 2010

Nix zu lachen in Berlusconien

Im Film „Videocracy“ von Erik Gandini (2009) wird gezeigt wie das italienische Fernsehen als Machtmittel eines Mediendiktators fungiert – inkl. Frauen als den dazugehörigen „Requisiten“.

Hier geht’s zur Filmvorschau:
Box Office vom 10.06.2010