Montag, 10. Januar 2011

„Mehr Stolz, ihr Frauen!“

Langsam aber sicher fassen wir Fuss im neuen Jahr und erwachen langsam aus unserem Winterschlaf... Versprochen! Und weil wir hoffen, dass es ein schönes Jahr wird, beginnen wir auch gerade mit etwas schönem: 2011 ist nämlich das Hedwig Dohm Jahr.
„Hedwig wer?“ mögen sich einige fragen – und dies ganz zu (Un-)recht. Einerseits ist es ein grosses Versäumnis die 1831 geborene Feministin, die mit spitzer Feder gegen das Patriarchat schrieb, nicht zu kennen – andererseits ist sie gerade eine jener historischen Frauenfiguren, die allzu oft in Vergessenheit geraten sind.
Die Sitte zwängt die Frauen in ein geistiges Modecostüm. Sie muss die einmal acceptirten Attribute ihres Geschlechts zur Schau stellen, ob die Natur sie damit ausgerüstet hat oder nicht. „Scheine“, ruft die Gesellschaft ihr zu, „wie du bist, ist gleichgültig“. Und so krümmt und verzerrt die Frau, dieser arme moralische Clown, ihre Seele nach Möglichkeit. (Dohm 1876)
So beschrieb Hedwig Dohm 19876 (!) die Situation der Frauen. Ab 1872, relativ spät, nämlich mit 41 Jahren, trat sie publizistisch für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein, allerdings ohne sich direkt in der Frauenbewegung zu engagieren. Dohm sah die Frauenbewegung als eine „ehrbare, bescheidene Bewegung“, in der eine „Menschenklasse“ „um ihre Existenz wie um Almosen bettelt.

„Für mich liegt der Anfang alles wahrhaften Fortschritts auf dem Gebiet der Frauenfrage im Stimmrecht der Frauen“ schrieb sie 1873. Ihre ersten feministischen Werke („Was die Pastoren von den Frauen denken“ (1872), „Die wissenschaftliche Emancipation der Frau“ (1874) und „Der Frauen Natur und Recht“ (1876)) fanden jedoch kaum Beachtung und wenn, dann wurden sie scharf kritisiert. Vor Allem die Resonanz zu den politischen Forderungen nach mehr politischen Partizipationsrechten für Frauen (etwa die Forderung des Frauenstimmrechts 1873), blieb auch in den Reihen der Frauenbewegung eher zurückhaltend.

Nun wird also Dohm gefeiert. Auf der Projektseite findet ihr alles über die scharfsinnige Frau und ihre Werke. Ausserdem sehr zu empfehlen: Viele ihrer Werke sind online – wow! Und zwar hier. (Insidertipp: Unbedingt „Die Antifeministen“ lesen – ev. erkennt ihr ja jemanden ;-)!?

Es gibt viele Gründe Dohms Beiträge zu lesen – ihr trockener Humor und ihr analytischer Scharfsinn machen jeden verlümmelten Abend wett. Aber v.a.: Lasst euch inspirieren – was gibt’s schöneres auf Anfang Jahr!?

Und das Schlusswort lassen wir, weil’s so schön passt (ja, (leider) auch 110 Jahre später), gerade ihr selber:
Mehr Stolz, ihr Frauen! Wie ist es nur möglich, dass ihr euch nicht aufbäumt gegen die Verachtung, die euch noch immer trifft. - Auch heute noch? Ja, auch heute noch. (...) Mehr Stolz, ihr Frauen! Der Stolze kann missfallen, aber man verachtet ihn nicht. Nur auf den Nacken, der sich beugt, tritt der Fuß des vermeintlichen Herrn. (Dohm, 1901)

2 Kommentare:

  1. Wunderbar, euer Blog-Eintrag! Und danke fürs In-Erinnerung-Rufen von Hedwig Dohm...

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  2. Die Dohm, meine Heldin! Wunderbar!

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