„Streit um Geschlechterrollen entzweit die deutschen Frauen“ titelte der Bund gestern. Daneben war ein Bild von Alice Schwarzer und der deutschen Familienministerin Kristina Schröder abgebildet. Schröder hat sich in einem
Spiegel-Interview nicht nur abschätzig über die Neue Frauenbewegung („Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden"), sondern distanzierte sich ebenso von der Prämisse, „Geschlecht“ sei ein soziales Konstrukt.
Eine Reaktion von Deutschlands Vorzeigefeministin liess selbstverständlich nicht lange auf sich warten. In einem
offenen Brief an die Ministerin meinte Schwarzer: „Frau Ministerin, ein so billiges Klischee wagen Sie doch nicht allen Ernstes über die folgenreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts zu verbreiten?“. Das wagt sie wohl doch. Denn nicht minder befremdend sind ihre Bestrebungen, die Bedürfnisse von Jungen an den deutschen Schulen ernst zu nehmen. „Überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fussballgeschichten? Oder geht es immer nur um Schmetterlinge und Ponys?“ – so heisst das in den Worten Schröders. Hm. Vielleicht wäre es doch nicht schlecht, wenn die Ministerin sich doch nochmals ein Einführungsbuch in Gender Studies in die Hände nehmen würde – dann wäre die Welt womöglich etwas weniger in Himmelblau und Rosarot geteilt.
Interessant ist aber auch die Einschätzung des Bund-Journalisten, der meint:
Die Diskussion (...) hat gezeigt, dass das Thema weniger Männer und Frauen als vielmehr Junge und Ältere spaltet.
Nun – es ist legitim und sehr wichtig, sich zu fragen, wie unterschiedliche Generationen von Frauen (und Männern) Feminismus verstehen und die Geschlechterverhältnisse bewerten. Nichtsdestotrotz scheint es ein gar schneller Rückschluss, die altbackenen und konservativen Positionen Schröders als eine Frage ihrer Generation resp. ihres Alters abzutun, denn Konservativismus ist keine Frage des Alters.
Und Feminismus auch nicht.