Freitag, 31. Dezember 2010

Liebe Freund_innen

Wir sind bereit für 2011 - und wünschen euch auch schonmal alles Gute für die nächste Runde!

Merci fürs Lesen und Mitdiskutieren - wir freuen uns auf ein kreatives und politisches neues Jahr und melden uns bald wieder zurück!

PS: Und falls ihr noch auf der Suche nach der ultimativen Silvestersause seid, empfehlen wir dasdada.

Bild, wie könnte es anders sein, von Fräulein Zucker.


Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die neue Wut der Jugend

Wir weisen euch hiermit gerne auf einen spannende Themenabend hin, den ARTE im November ausgestrahlt hat – und auf den wir via RaGeo* aufmerksam geworden sind (merci!):
Seit Beginn dieses Jahrhunderts gab es mehr Bürgerunruhen als in den 60er Jahren. In Athen gingen Schüler und Studenten auf die Straße, in Kopenhagen die "Altermondialisten" und in der chinesischen Stadt Shenzhen die Arbeiter der Ricoh-Werke. Auf den ersten Blick haben diese Bewegungen nichts miteinander gemein. Außer: Sie werden alle von jungen Menschen getragen, die ihrer Unzufriedenheit über die Globalisierung Gehör verschaffen wollen. Die Dokumentation untersucht die Beweggründe der Protestierenden.
Griechenland, Frankreich, Dänemark, Brasilien oder China - überall auf der Welt regt sich entschiedener Widerstand. Hier der Zorn der Jugendlichen, dort die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, der Aufstand der vom System Ausgeschlossenen.
Nie zuvor war der Geist der Revolte so stark und so verbreitet. Allein im Jahr 2009 wurden weltweit 524 Aufstände gezählt, und fast ein Drittel davon fand in Europa statt. Alle Proteste werden von jungen Menschen getragen, die ihrem Unmut über die Globalisierung Luft machen wollen.

Die Dokumentarfilmer sind nach Griechenland, Dänemark und China gefahren - zu den jungen Akteuren, um mit ihnen über ihre Gründe für die Proteste zu reden. Aus ihrer Sicht schildern sie uns die Unruhen 2008 in Griechenland und 2007 in Kopenhagen sowie die Streiks in der "Weltfabrik China" in Suzhou und Shenzhen 2010. Sie reden über ihr Engagement und ihre Erwartungen und wie sie diese Welt, verändern wollen.
Soziologen aus Frankreich und anderen Ländern analysieren diese neuen Unruhen in den verschiedenen Gesellschaftssystemen. Diese kollektiven Wutausbrüche sind alle Ausdruck der Krise in den Zeiten der Globalisierung (Arte)

Und diesen Film von Samuel Luret & Damien Vercarmer (Frankreich 2010), den wir euch allerwärmstens empfehlen, findet ihr – das ist auch noch ein schönes Supplement – in vier Teilen hier:










*RaGeo ist, so auf http://rageo.twoday.net nachzulesen, eine Blog- Initiative zur Förderung und Verbreitung von kritischen, emanzipatorischen und progressiven Ansätzen innerhalb der wissenschaftlichen Disziplin Geographie. Weiter dient RaGeo als offene Plattform zur Bereitstellung kritischer Arbeiten, Ankündigungen von Veranstaltungen, Veröffentlichung von Diskussionsbeiträgen, aufschalten interessanter Artikel etc. Die Plattform soll den Austausch kritischer GeographInnen und interessierter Personen anderer verwandter Disziplinen vereinfachen und fördern. Explizit zu nennen ist, dass RaGeo keinerlei publizistische, wirtschaftliche oder sonst nicht genannte Interessen verfolgt.

Das gefällt uns!


Sonntag, 19. Dezember 2010

Lesbenchic goes Blogging

Wenn wir ehrlich sind: Wenn im Tagi kein Artikel dazu geschrieben worden wäre, wüssten wir wohl noch immer nichts davon. Nun denn – jetzt wissen wir’s: Es gibt, ihn, den Lesbenblog der Schweiz: Lesbian chic heisst er. Und weil das ja fast ein bisschen zu uns passt (ja, nur ein bisschen), haben wir uns den selbstverständlich angeschaut.

Um was geht’s denn genau?
Heutzutage geht man als Femme häufig unter – sei es in der Lesbenwelt à la “ach, du bist doch gar keine richtige Lesbe, schneid dir erst mal deine Haare ab” oder in der Heterowelt mit Kommentaren wie “du siehst gar nicht aus wie eine richtige Lesbe”. Ja, wir Femmes haben es nicht leicht, von beiden Seiten werden wir nicht richtig wahrgenommen und häufig belächelt. Da muss sich was ändern. Das dachten sich auch zwei junge Femmes und beschlossen, etwas von Femmes für Femmes zu schaffen. Entstanden ist “lesbian chic”, ein Blog von uns für alle Femmes da draussen und solche, die es noch werden wollen.
Also das mit Femme und Butch und so, das war – für diejenigen, die noch nicht so alt sind – die Einteilung von Lesben in eher männliche und eher weibliche Typen. Der Klassiker: Flanellhemd meets Lippenstift. Oder so ähnlich. Wie Wiki uns das zu erklären versucht findet ihr hier. Den realen Sinn dieser Zuschreibungen (neben der Normierung gemäss Hetero-Prinzipien) haben wir irgendwie nicht so ganz begriffen, offenbar ist das nach wie vor aktuell in Teilen der Gay-Szene. Oder eben auch nicht.

Die zwei Damen berichten jedenfalls u.a. über Musik, Dating, von Schampoos für Lesben (gell, interessant, wussten wir auch nicht) und Szenelokalen (mit wunderbaren Analyse, merci). Und obwohl gewisse Themen für unsereins ein mü unreflektiert daher kommen mögen, so dealen sie dennoch recht kreativ mit den Vorurteilen und Wahnvorstellungen, mit denen Lesben konfrontiert sind und liefern damit einen neuen Blick auf das Lesbenleben...

Übrigens, dort wo wir sind heisst’s: „alternativ, erfrischend anders und Flirtfaktor: hoch, falls du auf ‚andere, spannende’ Frauen stehst“. Das gefällt uns, merci!

Und wir bleiben erfrischend, anders – und spannend, notabene.


Freitag, 17. Dezember 2010

Fühlt ihr euch nun tatsächlich besser?

Die Woche ist fast durch, die Rappen schon bald fertig gezählt und „die Schweiz“ verteilt in Anbetracht der Weihnachtszeit gegen 4 Millionen Franken an arme Kinderlein irgendwo weit weg auf der Welt. Sämtliche Pseudo-Promis krochen aus ihren verstaubten Löcher, nutzten die Gelegenheit, endlich wiedermal in der Schweizer Illustrierte erscheinen zu dürfen und produzierten zum Himmel stinkende Lieder, die zynischer nicht sein könnten. Penetrante Radio-&TV-Journis basteln an ihrem Heldentum (Yeah-ich-habe-1-Woche-im-Container-überlebt-und-mir-sogar-einen-Bart-wachsen-lassen-weil-mir-das-Schicksal-von-Kindersoldaten-so-wahnsinnig-nahe-geht), um sich den 40-Jahre-Vertrag bei der SRG zu sichern und die Swisscom markiert ihr „soziales Engagement“, indem sie uniformierte Mitarbeitende ebenfalls in einen Container sperrt.

Dass die ganze Geschichte primär ein riesiges Marketingspektakel ist, bei dem die armen Kinderlein v.a. als willkommenes Instrument dienen, hat W bereits schlau aufgezeigt. Was erstaunt, ist, wie unreflektiert eine grosse Masse an Menschen dieser Marketingmaschine völlig unreflektiert Aufwind gibt und sich dabei sogar besser zu fühlen scheint.

Wir fragen:
Ist es tatsächlich euer Ernst, dass ihr euch solidarisch fühlt, indem ihr…

…euch einen virtuellen Button auf euer virtuelles Facebook-Gesicht klebt?
…bei einer Ersteigerung von einem dekadentem Cüppli-Date mit Mister Schweiz zugunsten von hungernden Kindern mitmacht?
…in der Mittagspause schnell beim Bundesplatz vorbeigeht und ein 20er-Nötli den Schlitz runterlässt (und die Gelegenheit grad noch rasch nutzt, um mit dem I-Phone die bärtigen Radiohelden und deren C-Klasse-Superstar-Interviewpartner zu fötelen) und dabei die Obdachlosen, an denen ihr vorbeigeeilt seid, wie immer ignoriert (ist ja schon chli unangenehm, Menschen, denen es elend geht, direkt gegenüber zu stehen, dann lieber ein 20er-Nötli für die armen Kinderlein weit weg, deren traurigen Blick ich wegklicken kann, wenn ich grad keine Lust hab)?

Wer von euch hat sich schon mal überlegt, dass das Negerkindlein, dass ihr mit eurem Schlitz-20er-Nötli zu unterstützen meint, schon morgen bei uns in der Schweiz in einem Asyldurchgangsheim anklopfen könnte? Bringt ihr denn dem – getrieben von eurem Solidaritätsgefühl – auch in der Mittagspause rasch ein 20-er-Nötli in den Container?

„Sex, Lies und Geheimdokumente“?!

Geht’s nun um die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten, die „Demokratisierung“ des Internets, den „gläsernen Staat“ oder um Vergewaltigung und den Umgang mit Vergewaltigungsvorwürfen? Alles sehr wirr, irgendwie – und diese Verwirrung können wir hier leider auch nicht lösen. Was wir aber können, ist euch einige Infos zum selber weiter denken geben. Sehr hilfreich ist z.B. Elke Wittich auf Jungle World, welche unter dem Titel „Sex, Lügen und Geheimdokumente“ die Verwirrung aufzudröseln versucht:
Es ist ein Gemisch aus Halbwahrheiten, Spekulationen und Verschwörungstheorien, das derzeit über den bereits im August von der schwedischen Staatsanwaltschaft erlassenen Haftbefehl gegen Assange kursiert. Dass er am Ende wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung von Interpol gesucht wurde und nicht wegen der vielen veröffentlichten Geheimdokumente, wollen vor allem viele Internet-Aktivisten nicht glauben.
Die Fans des Whistleblowers, der nach der Veröffentlichung der Berichte aus den US-Botschaften zu einer Art Weltstar geworden ist, sind unermüdlich damit beschäftigt, Beweise für die Unschuld ihres Idols zu suchen. Und so können selbst obskure schwedische Maskulisten-Blogs oder Verschwörungstheoretiker-Foren massenhaft mit internationalen Besuchern rechnen, ¬solange die Einträge über bösartige Feministinnen oder finstere Mächte, die Schweden regieren, in Englisch gehalten sind. Selbst in winzigsten deutschen Blogs findet man mittlerweile flammende Anklagen gegen das schwedische Rechtssystem, das langjährige Gefängnisstrafen für ungeschützten Geschlechtsverkehr vorsehe sowie detaillierte Erläuterungen der schwedischen Gesetze.

Intelligentes zu Wikilieaks hat in diesem Zusammenhang auch Anne Roth zusammengestellt: Einen Radiobeitrag über die Diskussionen um die „Abschaffung des Rechtsstaates“, einen Beitrag über das „Symposium about Wikileaks and Internet Freedom“ und die – thematisch gänzlich anders gelagerten aber trotzdem im selben Atemzug ganennten und heiss diskutierten – Vergewaltigungsvorwürfe gegen Herr Assange.

Mit diesen befasst sich ebenfalls Antje Schrupp resp. sie schreibt über Julian Assange und die wild gewordenen Feministinnen und die Vergewaltigungsvorwürfe, die ihrer Ansicht nach „(…) weniger mit Feminismus zu tun (haben) als mit dem schwedischen Staatsverständnis und mit der dortigen Vorstellung, dass alles, was eine Gesellschaft kulturell und moralisch für richtig oder falsch hält, von Staats wegen durchgesetzt gehört. Während man in Deutschland „dem Staat“ gegenüber, aus historischen Gründen, im Allgemeinen eher skeptisch eingestellt ist, sehen die meisten Schwedinnen und Schweden den Staat positiv: nicht als Gegenpart zum „Bürger“, sondern als legitimen verlängerten Arm ihrer selbst.“ Das Piratenweib spricht gar von pubertären Fans, die ihren Pseudohelden gefunden hätten - aber was heisst das genau?

DieStandard meint:
Wird ein Prominenter der sexuellen Nötigung beschuldigt, folgt die Hetzkampagne auf dem Fuß - Diesmal gegen ein ganzes Land und sein Sexualstrafrecht. Das Gesetz in Schweden geht zu streng gegen Sexualstraftaten vor. Jedenfalls scheint das ein Resümee zu sein, das vielerorts aus den aktuellen Ereignissen rund um Wikileaks-Gründer Julian Assange gezogen wird. Dieser wurde von zwei Frauen der sexuellen Nötigung beschuldigt, was sich eben in Schweden ereignet haben soll. Es ist beängstigend, mit wie viel Spott und Hohn über die strafrechtliche Verfolgung von Sexualdelikten geurteilt wird. Das Credo lautet: Vorsichtshalber wird diffamiert. Üblicherweise sind es einzelne Frauen, die prophylaktisch lächerlich gemacht werden, im Fall der Vorwürfe gegen Julian Assange machte man sich auch gleich über ein Land und sein Sexualstrafrecht lustig, ohne genaueres zu wissen oder wissen zu wollen.
Eine Gruppe, die zum besagten "Spott und Hohn" (und damit der Verharmlosung sexueller Gewalt) beiträgt ist die IG Antifeminismus, sie schreibt:
Die Klage gegen Julian Assange ist für eine Klägerin, Anna Ardin, nicht die erste Klage wegen sexueller Belästigung. Nach einem Vortrag über Gleichstellung an der Universität Uppsala soll ein Student ihr eine SMS geschickt haben. Ardin sah darin eine «typische männliche Technik», um sie sexuell herabzusetzen – und zeigte ihn an. Obwohl er sich daraufhin entschuldigte, zog sie die Klage nicht zurück. Nicht Wikileaks-Gründer Assange gehört hinter Gitter, sondern solche Männerhasserinen, welche die Justiz beschäftigen.
Je mehr wir recherchierten, desto Grausligeres fanden wir... Schockierend waren aber nicht nur die wirren Maskulistenseiten (die sich nun nicht mehr lediglich mit Kachelmann solidarisieren können, sondern auch mit Herrn Assange - und zwar unabhänig der Tatsache, dass "die Wahrheit" kaum herauszufinden ist) sondern z.B. auch "20 Minuten - sie bezeichnen die Anschuldigungen gegenüber Assange schlicht und einfach als "Zickenkrieg".

Um nicht ganz den Mut zu verlieren empfehlen wir schliesslich wärmstens den Text von Naomi Wolf. Denn sie schreibt klipp und klar über die doppelten Standards, mit welchen Grossbritannien und die USA im "Vergwaltigungsfall Assange" zu hantieren scheinen. Unbedingt lesen!
Anyone who works in supporting women who have been raped knows from this grossly disproportionate response that Britain and Sweden, surely under pressure from the US, are cynically using the serious issue of rape as a fig leaf to cover the shameful issue of mafioso-like global collusion in silencing dissent. That is not the State embracing feminism. That is the State pimping feminism.


Bildquelle (Joe Raedle/Getty Images)


Donnerstag, 16. Dezember 2010

Kundgebung gegen häusliche und strukturelle Gewalt

Die Stiftung Frauenhaus Zürich organsiert morgen eine Kundgebung in Zürich: Sie möchten damit S.S. gedenken, die am 6. Dezember von ihrem Ex-Partner ermordet wurde und allen anderen Frauen und Kinder/Jugendlichen, die Opfer von häuslicher oder öffentlicher Gewalt wurden.

Jährlich sterben in der Schweiz durchschnittlich 24 Frauen und Jugendliche durch ihr Ehemänner, Partner, Väter oder andere Verwandte und Bekannte. Wegen Häuslicher Gewalt rückt die Stadtpolizei täglich im durchschnitt 5x aus!

Die Stiftung Frauenhaus Zürich, die Opferberatungsstellen, Frauenhäuser und weitere unterstützende Organisationen und Menschen fordern deswegen:
• mehr Ressourcen für Frauenhäuser, Beratungsstellen, Polizei und anderen unterstützenden Stellen für alle Opfer von Gewaltdelikten im familiären Kontext,
• endlich genügend Gelder für die Präventionsarbeit,
• die Anwendung des Art. 50 des AuG für einen unabhängigen Aufenthaltstatus für Migrantinnen mit „Verbleib beim Ehemann“: Bei Häuslicher Gewalt liegen „wichtige persönliche Gründe für einen Verbleib in der Schweiz“ vor – auch im Kanton Zürich!

Kundgebung am Freitag, 17.12.2010: Besammlung am Helvetiaplatz um 17.30 Uhr; Schlussversammlung am Bürkliplatz ca. 19.00 Uhr


Dienstag, 14. Dezember 2010

Hide and Seek - Ende des Versteckspiels?!

In der „Smithsonian’s National Portrait Gallery in Washington D.C.“ kann bis im Februar eine Ausstellung besichtigt werden – eine Ausstellung, die konservative Kräfte beunruhigt: Politiker_innen forderten jedenfalls eine Überprüfung der Museumsstiftung. Und warum? Das Museum zeigt Kunstwerke von ausschliesslich homosexuellen Künstler_innen: Etwa ein 1975 entstanenden Porträt von Susan Sonntag (by Peter Hujar, Bild links) oder eine Fotografie von Annie Leibovitz aus dem Jahr 1997 (Bild unten) und selbstverständlich anderen, weniger bekannten Kunstschaffenden.


Hide/Seek heisst die Ausstellung – aber bedeutet das tatsächlich das Ende des Versteckspiels?


Dass die sexuelle Ausrichtung dieser Künstler bisher kein Thema war, kann man auch positiv sehen: Es war in der Rezeption ihrer Werke bisher schlicht egal, ob sie schwul waren oder nicht. Für die Ausstellungsmacher ist dies allerdings nicht Ausdruck von Toleranz, sondern von einem verkrampften Umgang mit dem Thema.(Tages-Anzeiger)


Ein 1987 entstandene Video des Künstlers David Wojnarowicz, das Aids thematisiert, wurde nach Protesten entfernt (Musik übrigens von Diamanda Callas) (Achtung: Ist nix für Zartbesaitete – aber das unangenehme Störende ist wohl weniger auf die Form als den Inhalt zurückzuführen…) Den Film findet ihr hier (Nr. 2 auf der Bildstrecke).


Freitag, 10. Dezember 2010

dafne sucht dich!

Sie kam und blieb empfiehlt unsere Freundinnen aus Bern:

Feminismus ist spannend! Hast du Lust, zu diskutieren? Feministische
Inputs, Alternativen und Utopien zu entwickeln und den herrschenden
Verhältnissen auf lustvolle Weise entgegenzusetzen? Mit uns neue
Aktionen auszuhecken?

Wir Frauen von dafne (das feministische Netz in Bern) suchen weitere
Frauen, welche sich feministisch engagieren möchten. Wer ist dafne?
Vor 15 Jahren haben wir uns als feministische Antifa (Fantifa)
zusammengetan, um dem Sexismus in linken Strukturen etwas entgegen zu
setzen. Während der Jahre haben wir unseren Aktionsradius geöffnet.
Wir haben mit Mahnwachen auf Vergewaltigungen im öffentlichen Raum
reagiert, Aktionen gemacht gegen die ausbeuterische Modeindustrie,
Podien zu Prostitution und Migrantinnen im Sexgewerbe veranstaltet,
als neu gegründete dafne eine Safer-Sex-Kampagne geführt, den goldenen
Phallus gegen sexistische Werbung verliehen, mit einem feministischen
Leiterlispiel gegen das patriarchal-kapitalistische System angespielt
und im letzten Juni unsere Heldinnen mit einer rauschenden Emanzengala
gefeiert.

Neugierig geworden? Hast du Fragen? Möchtest du mehr wissen?


Dann komm doch am Samstag, 11. Dezember 2010 um 17h zu einem ersten
Treffen im Punkt 12 an der Lorrainestrasse 1, 3013 Bern.

Dafne freut sich auf dein Kommen! Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Falls du Fragen hast, melde dich doch unter
frauen@gmx.ch.
Herzlich
Deine dafne


Mittwoch, 8. Dezember 2010

"Frauenmehrheit im Bundesrat? Kein Problem!"

Dass das politische Klima im Bundeshaus seit längerem seltsame Züge angenommen hat und dass es im Trend liegt, auf einzelne Personen zu schiessen, um vor der eigenen Orientierungslosigkeit und Überforderung abzulenken, ist nicht neu auf der politischen Bühne. Dass im Vorfeld von Wahlen das ganze Spielchen für die Parlamentarier_innen und die Medien noch mehr Spass macht, liegt auch auf der Hand. Leider ist es wohl wiedereinmal kein Zufall, dass die Person, an der momentan ein Exempel statuiert wird, eine Frau ist.

Frau BR Calmy-Rey wurde heute mit dem "schlechtesten Resultat der Geschichte" zur Bundespräsidentin gewählt. Dies, weil ihr die Geschäftsprüfungs-Kommission vorwirft, ihre Kompetenzen in der Lybien-Affäre überschritten zu haben. Hat sie wohl auch, war nicht gut. Wahrscheinlich haben sich alle, deren Departement von der absurden Geschichte tangiert war, nicht korrekt verhalten. War auch nicht gut. Doch hat irgend eine Fraktion, geschweige denn diese Parlamentarier_innen, die jetzt am lautesten bellen, damals ein Patentrezept zur Hand gehabt, wie mit einem völlig abgedrehten Diktator am schlausten umzugehen ist? Man kann von Frau Calmy-Rey verschiedenes halten und es ist notwendig, dass die Regierung und ihr Handeln kritisch beobachtet wird. Verletzung des Amtsgeheimnisses: nicht lustig. Aber auch nichts neues, scheinen viele schon hinter sich zu haben. Sehr laut erscheint nun aber der Aufschrei rund um Calmy-Rey. Laut der Berichterstattung in den Medien über den GPK-Bericht, waren sich die verschiedenen Akteur_innen einig, dass neben dem Fehlverhalten von Calmy-Rey und Merz das Problem vor allem im Gesamtbundesrat liege. Dass nun das Parlament - deren Exponent_innen noch vor wenigen Wochen unisono rausplapperten, eine Frauenmehrheit im Bundesrat sei überhaupt kein Problem und die Zeit sei reif dafür - es nun nötig hat, eine derartige Abrechnung zu inszenieren scheint für sich zu sprechen.

Es ist wohl einfacher, eine kleine Kompetenzüberschreitung als Anlass zu nehmen, eine Frau aus der Regierung zu mobben, als offen dazu zu stehen, dass zu viele Frauen in der Regierung halt schon ein wenig problematisch sind.

Montag, 6. Dezember 2010

Für was sucht der Bauer eine Frau?

Im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ wird in Österreich Gewalt auf dem Hof thematisiert – und zwar in ihren unterschiedlichen Ausprägungen:

Ist die Bäuerin Mitbesitzerin des Hofes? Ist sie Betriebsleiterin? Kann sie (mit-)entscheiden wofür das Geld eingesetzt wird – und hat sie überhaupt Zugang dazu? Wer vertritt den Betrieb gegen Aussen? Und ist sie die Alleinverantwortliche für Haus- und Kinderbetreuung (neben der Hofarbeit)?

Das sind Fragen, mit denen sich ein Film des Videoprojektes "Klappe auf!" auseinandersetzt - eine Aktion im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Österreich 2010.

Den Film findet ihr hier.

Maria Vogt, Mitglied im Österreichischen BäuerInnenvereinigung-Frauenarbeitskreis meint dazu bei dieStandard:
Ökonomische Gewalt an Bäuerinnen ist im ländlichen Raum oftmals noch so normal, dass sie nicht als Gewalt erkannt wird. Bäuerinnen sind wie selbstverständlich für Haushalt, Kinder, Altenpflege und die Arbeit am Hof zuständig. (…) Mit etwas gutem Willen lässt sich aus ihrer Tätigkeit ein Anspruch auf Unterhalt und Taschengeld ableiten. Aber das reicht nicht! Wenn der Beruf der Bäuerin in Österreich Zukunft haben soll, braucht es dringend eine Diskussion der Geschlechterverhältnisse auf Bauernhöfen!


Und weiter ist dort zu lesen:
Der Frauenarbeitskreis der ÖBV-Via Campesina Austria / Österreichische Bergbauern und Bergbäuerinnen Vereinigung setzt sich seit 1989 mit der Rolle der Frauen in der Landwirtschaft auseinander und arbeitet zu emanzipatorischen Fragestellungen im ländlichen Raum.


Schön. Wäre ja auch was für die Schweiz.


Freitag, 3. Dezember 2010

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Lorbeeren für Helvetia?

Im Moment sicher nicht! Und auch früher sah's nicht unbedingt besser aus. Zumindest für gewisse Volksgruppen – unter anderem für die Frauen: Denn als eines der letzten Länder Europas führte die Schweiz das Frauenstimm- und wahlrecht ein; heute verfügt das Land (vorläufig zumindest) über eine weibliche Regierungsmehrheit.

Aber keine Angst, wir mögen grad nicht in Selbstmitleid untergehen, sondern versuchen, einen klaren Kopf zu bewahren. Denn wie ihr wisst: Nächstes Jahr gibt’s einige Jubiläen zu feiern. Das wären: 40 (vierzig, das muss man sich fast schon auf der Zunge zergehen lassen) Frauenstimm- und wahlrecht (1971); 30 Jahre Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung (1981), 20 Jahre Frauenstreik (1991), 15 Jahre Gleichstellungsgesetz (1996).

Jaja. Ist nicht lange her. Eben nicht… Aber hat Helvetia ihre Sprintschuhe montiert und tatsächlich aufgeholt? Hat sich das politische Agendasetting durch die Erhöhung des Frauenanteils in den politischen Institutionen verändert – und haben sich die Machtverhältnisse durch den Einzug der Frauen überhaupt verschoben?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich z.B. eine Podiumsdiskussion mit spannenden Menschen, auf das wir euch gerne hinweisen. Darauf diskutieren Ruth Dreifuss, Alt-Bundesrätin; Brigitte Studer, Historikerin; Georg Lutz, Politologe und Fabienne Amlinger, Historikerin am 1.2.2011 in Bern. Weitere Infos hier.

Nun, man sieht‘s: Es ist nicht unbedingt ein Jahr, in dem man ungetrübten Stolz zeigen kann – zu beschämend sind die Jahreszahlen. Aber es könnte dennoch ein Jahr werden, indem man über die Geschichte der Schweiz und der Schweizer_innen nachdenkt. Eine Starthilfe könnte die ausgezeichnete, spannende und kurzweilige Zusammenstellung der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen bieten. Hier findet ihr eine kompakte Chronologie für alle, die sich für die Geschichte der Frauen und der Gleichstellung in der Schweiz interessieren und einen raschen Überblick gewinnen wollen. Und zwar alles schön online Zugänglich: Hier findet ihr die chronologischen Fact-Sheets von 1848-2000 und eine hier diejenigen von 2001-2009. Darin geht es etwa um Themen wie Frauenbewegung, Politik (resp. politische Partizipation), Recht und Bildung…

Schaut’s euch an – es lohnt sich! Es bietet ausserdem einen schönen Start in das Jahr 2011 – und zeigt was wir tatsächlich feiern können: nämlich nicht die späte Durchsetzung der oben genannten Mittel, sondern diejenigen Frauen und Männer, die so lange nicht aufgegeben haben. Vorbilder für uns also – gerade jetzt.