„Der Traum von einem globalen virtuellen Raum, in dem Macht- und Herrschaftsverhältnisse keine Rolle spielen, ist wahrscheinlich unerreichbar.“ schreibt Kathrin Ganz vom Feministischen Institut Hamburg. Um was geht’s?
Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die gleichberechtigte Übertragung von Datenpaketen unabhängig davon, woher diese stammen, welchen Inhalt sie haben oder welche Anwendungen die Pakete generiert haben. Netzneutralität sichert somit den Zugang zu Wissen und Informationen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Aufenthaltsort, Einkommen, sozialer Schicht und ökonomischer Leistungsfähigkeit.
Google und die Telekomfirma Verizon fordern nun in den USA die Möglichkeit, diesen Zugang unterschiedlich zu priorisieren und verschiedenen Nutzer_innen gewisse Privilegien zu ermöglichen – und rüttelt damit am Prinzip der Netzneutralität, wie die NZZ berichtet.
Nun drohen „Zensur, noch mehr Kommerz und eine Einschränkung der Informationsfreiheit“, befürchtet die WoZ und Helga von der Mädchenmannschaft weist auf den Einfluss hin, welche diese Ideen insbesondere auf die feministisch-queere Szene haben könnten. Ausserdem zeigt sie, dass „(sich so) im Spannungsfeld von Netzpolitik und Datenschutz immer deutlicher (zeigt), dass Diskriminierungen weiterhin Alltag sind, durch die Existenz des Internets alleine nicht verschwinden, sondern stattdessen jeden Tag aufs neue benannt und angegangen werden müssen."
Dazu nochmals Kathrin Ganz: "Es gibt unzählige Seiten, Weblogs, Foren, Mailinglisten und Podcasts, die von Menschen aus unterschiedlichen marginalisierten Positionen heraus betrieben werden. Diese Tools dienen zur Vernetzung und politischen Organisation im Kampf gegen Unterdrückung und Ausgrenzung und werden durch Eingriffe in die Netzneutralität gefährdet".
Also - auch wenn die Diskussionen nach den USA im Moment erst langsam in Europa geführt werden, so lohnt es sich, sich über diese Entwicklungen zu informieren.
"Der Traum vom Internet, in dem Herrschaftsverhältnisse keine Rolle spielen, ist wahrscheinlich unerreichbar... Oder was meinst du?!"
AntwortenLöschenLogischerweise ja, jedenfalls so lange Herrschaftsverhältnisse und finanzielle Leistungskraft auch im realen Leben die zentralen Werte unserer Gesellschaft bleiben. Etwas zynisch ausgedrück darf das gemeine Fussvolk (geschweige denn subversives Pack wie unsereins, das empörenderweise einer noch nicht vollständig kommerzialisierten Subkultur angehört) das Internet auch nur benutzen, weil unsere views&clicks Google anständig Geld bringen. Schöne neue Welt...